Liebe ist Win-Win bei Lose-Win.
Es
gibt gute, schlechte und böse Menschen. Gute Menschen sind
Win-Win-Menschen: sie “lieben” ihre Nächsten wie sich selbst, d. h.
befördern das Wohl der Nächsten wie ihr eigenes. Schlechte Menschen sind
Nullsummenmenschen (win-lose). Sie fühlen sich beraubt, wenn jemand
unabhängig von ihnen etwas erwirbt, und fühlen sich besser, wenn es dem
anderen schlechter geht. Böse Menschen nehmen sogar eigenen Schaden in
Kauf, um anderen zu schaden (lose-lose); andere leiden zu sehen, ist für
sie Selbstzweck.
Gerechtigkeit
ist gut, Güte ist gerecht. Liebe geht über Gerechtigkeit hinaus und
transzendiert das Gute: wer liebt, opfert eigenes Wohl für das Wohl des
anderen. Pflichtgemäße Nächstenliebe ist bloß gut und gerecht, ein Held
oder Heiliger aber vollbringt wahre Liebe, indem er auf das eigene Wohl
verzichtet. Doch nur freiwillige Heldentaten sind der Liebe zuzurechnen.
Wird jemand erpresst oder gezwungen, sich selbst für das Wohl anderer
zu opfern, so vollbringt der Erpresser das Gegenteil von Liebe, und der
Gezwungene handelt nicht aus Liebe, sondern unter Zwang. Heteronomes
Heldentum, um jemandem oder einem Gott zu gefallen, gehört in dieselbe
ruhmarme Kategorie. Aus Liebe handelt man absolut frei; nur wer absolut
frei handelt, kann Taten aus Liebe vollbringen.
Wer
aus Liebe handelt, ist glücklich, wenn er sein Wohl für das Wohl des
anderen opfert. Zähneknirschende Zeit- und Energieopfer überforderter
Eltern z. B. werden nicht aus Liebe, sondern in einer
selbstverschuldeten Zwangssituation vollbracht. Nur wer beim
Lose-Win-Handeln glücklich ist, handelt aus Liebe.