Sonntag, 22. Mai 2022

Zhuang Jack 50

 

 

 

Intoleranz ist nur Intoleranz. Moral ist selbstgerechte Intoleranz.

Diskriminierung ist nur Diskriminierung. Recht ist ignorante Diskriminierung.

Egoismus ist nur Egoismus. Ethik ist berechnender Egoismus.


Dschuang Dscheck und das Leid

 

 

 

 Alles Erlebte ist verdient. Leid ist eine Chance, über sich hinauszuwachsen und seine Unvollkommenheit zu überwinden. Jede in gefühlter (lyrischer) oder gedachter (argumentativer) Form vorgebrachte Beschwerde will ich als Fluchen auf dem harten Weg zum Gipfel betrachten, doch niemals als Verneinung des Lebens und seiner Härte. Die Flüche will ich lassen, um anderen zu zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn der Schmerz dich aufschreien läßt; es geht nicht darum, den Schmerz zu verbergen und bei anderen einen lässigen Eindruck zu erzeugen, es geht darum, ungeachtet dessen, was du fühlst oder denkst, den Weg fortzusetzen. Der Willensmensch, das radikale Subjekt, der Übermensch: wer weniger sein will, der ist sich selbst egal, und wird mit der Auslöschung der Seele seinen Willen bekommen. Der nach Unsterblickeit Strebende nimmt jede Herausforderung dankend an und schreitet frierend und fröhlich zum Gipfel.

ZJ XLVIII: Melancholie des ontologischen Luxus

 

 

 

 Wer nicht Luxus ist, will Luxus haben, doch diese Habgier lässt sich niemals befriedigen. Wer Luxus ist, hat nichts davon, Luxus zu haben; das nichts haben wollen Können lässt Sinnlosigkeit allen Wollens empfinden, das nichts haben wollen Müssen befähigt zum unmittelbaren selbstgenügsamen Glücklichsein im Jetzt.

Dschuang Jack und die zufälligen Existenzen

 

 

 

 Je belangloser eine Existenz, umso ferner ihr das Gefühl, dass alles eitel ist; je nichtiger, umso selbstsüchtiger und ignoranter das dumpfe Bestehen auf sich selbst als Mittelpunkt.

ZJ XLVI: Kindlichkeit

 

 

 

 Wer kindisch ist, lebt noch nicht. Wer nicht kindlich ist, ist schon tot.

Zhuang Jack meditiert über Buddha

 

 

 

 Lust ist nur in der Ewigkeit, Sinn nur in der Zeit möglich. Ein hedonistisches Leben in der Zeit macht nicht glücklich.

Die Negation der Lust macht das Leben nicht automatisch sinnvoll, darum ist Askese falsch.

Zhuang Jack und das Geheimnis der Dummheit

 

 

 

 Sich vorzustellen, wie es ist, dumm zu sein, ist für einen intelligenten Menschen genauso unmöglich, wie etwas auf Kommando zu vergessen. Nicht zuletzt deshalb sind intelligente Menschen auf dem Dummheitsauge blind und neigen unmittelbar dazu, andere Menschen intellektuell zu überschätzen. 

Für einen Halbklugen ist das Nichteinverstandensein mit seiner Meinung ein sicheres Kriterium der Dummheit, weshalb ihm Genies und Idioten gleich dumm vorkommen. 

Im seligen Zustand der Dummheit hat die Letztere kein Gegenpol, weshalb absolute Dummheit subjektiv als Allwissenheit erlebt wird. (Sobald die Unmittelbarkeit aufgehoben, wird die Dummheit erkannt; ein bloss subjektiver Blick kann die Dummheit so wenig sehen, wie das Nichts mit blossem Auge gesehen werden kann).

 


Zhuang Jack gegen den Naivbuddhismus

 

 

 

 Selbsttranszendenz vor der Selbstverwirklichung ist spirituelle Masturbation.


ZJ XLII: Sexueller Frust

 

 

 

 Der ungewollt Enthaltsame ist nicht sexuell frustriert, vielmehr romantisiert er die Sexualität und überschätzt die Lust, die beim Sex möglich ist; der sexuelle Frust entsteht gerade durch die Enttäuschung, die ein realer Sexakt mit sich bringt, durch die Entzauberung der "verbotenen Frucht". Das Frustrierendste ist aber, eine Intimität eingegangen zu sein, die nicht die versprochene Selbsttranszendenz durch Lust und Sinnlichkeit bewirkt hat; Intimität ist eine endliche Ressource, weshalb Promiskuität der direkte Weg zur inneren Leere und emotionalen Abstumpfung ist.

ZJ XLI: Zweifel als Selbstzweck

 

 

 

  Der Mangel an Urteilskraft ist nicht Vernunft, sondern Dummheit. Wer aus Zweifel nie zu Urteilen und Schlüssen kömmt, ist nicht klüger oder weiser, sondern in der Regel nicht über den bloßen Verstand hinaus. Wer seinem Urteil vertraut, ist nicht automatisch dumm; wer zweifelt, ist nicht schon deshalb der Klügere.

ZJ XL: Liebe und Vernichtung

 

 

 

 Die Welt ist ein Kriegsplatz zweier Prinzipien, der Liebe und des Sexes (empedokleisch: Liebe und Hass, freudianisch: Eros und Thanatos). Die Liebe will lieben und leben lassen, der Hass will ficken und vernichten; der Eros will aufsteigen und hochziehen, der Thanatos will fallen und runterziehen.

Es fehlt auch nicht eine gewisse Dialektik: der Sex, der verbrauchen, zerstören, vernichten will, erschafft im Geschlechtsakt neues Leben; nichts ist zerstörerischer als Liebesleid, die wahrscheinlichste Ursache eines menschengemachten Weltuntergangs wird der Zorn eines Liebenden sein.

ZJ XXXIX: Der Romantiker und der Unterleibsmensch

 

 

 

 Der Lyriker bewundert, besingt. Der Ochse: "Er objektiviert!" Der Dichter staunt vor Schönheit. Der Ochse: "Er hat dicke Eier!" Der Romantiker wünscht, endlich so eine Frau zu treffen. Der Ochse: "Er ist einsam! Er kriegt keine ab! Er bekommt keinen Sex!"


Anmerkung des Übersetzers: Zhuang Jack lebte zu einer Zeit der Ultradekadenz. Die gesellschaftliche Perspektive auf die Geschlechter war bestimmt vom Narrativ eines subpassionarischen Degeneratenabschaums, ja nicht einmal von Verbrechern, sondern von Unmenschen, die nicht einmal den Mut aufbrachten, Verbrecher zu sein, und in ihrer ganzen Popkultur Verbrecher bewunderten (Minus 2 auf Gumiljows Skala: Unfähigkeit, die Triebnatur zu befriedigen (Minus 1, Verbrecher: Unfähigkeit, die Triebnatur zu beherrschen)).

ZJ XXXVIII: Super Flat Earther

 

 

 

Meister, das ist doch unfassbar, dass manche tatsächlich glauben, die Erde sei eine Scheibe!

Hm, wenn das für dich schon unfassbar ist...

???

Ich kenne welche, die dir sagen würden: "Ich weiß, dass du glaubst, dass die Erde eine Scheibe ist!" Versuchst du, sie zu überzeugen, dass du so einen Unsinn nicht glaubst, werden sie dir Ausreden und Lügen unterstellen.

Aber was haben sie davon?

Das wüsste ich auch gern.


Anmerkung des Übersetzers: Zhuang Jack war ein Meister der Spiritualität, nicht der Psychologie.

ZJ XXXVII: Der Gute ist ein Selbstzweck!

 

 

 


  Meister, warum tut der Eine sein ganzes Leben Gutes, und es ist diesen Christen nie genug, und der Andere hat sein Leben als Verbrecher gelebt, sagt dann aber ein paar Mantras auf, und gilt ihnen als ein Heiliger?

In der Vorstellung des Herdenmenschen bist du erst dann gut, wenn du dich als Selbstzweck aufgibst. Lebe wie ein Heiliger, und sie sagen zu dir: "Egoist". Lebe wie ein Schurke, und sage am Ende: "Ich bin ein Nichts", und du bist ihnen ein Heiliger.

ZJ XXXVI: Schamhaftigkeit

 

 


  Stellt eine Gesellschaft Schamhaftigkeit und Schamlosigkeit gleich, fördert sie die Schamlosigkeit.


Schamhaftigkeit ist wie Mousse au Chocolat, Schamlosigkeit ist wie Scheiße. Verfeinert man einen Topf Scheiße mit einem Löffel Mousse au Chocolat, bekommt man Scheiße. Würzt man eine Schüssel Mousse au Chocolat mit einem Löffel Scheiße, bekommt man Scheiße.

Die Pflichten des Zhuang Jack

 

 

 

 

 Ich habe viel gelitten und viel gelernt. Eine höhere metaphysische Instanz hat das Leid in meinem Leben zugelassen, damit ich spirituell wachsen konnte. Auf Augenhöhe und von Entitäten weiter unten wurde mir nichts angetan, um mich zu lehren und zu stärken, vielmehr um mich zu brechen und zu zerstören. 

Das Ideal eines über-guten (gut und darüber hinaus) Meisters der Weisheit erreicht, bin ich dem Höheren dankbar und dem Geduldeten nichts schuldig: nein, jetzt geht eben nichts los im Sinne von Anwendung des Gelernten zum Wohle der Menschheit (zum Wohle anderer habe ich eh schon immer gehandelt). Der Weise wirkt durch das Sein, nicht durch das Handeln (sein Handeln orientiert sich an immanenten Zwecken und ist nie Mittel zur Weltver(schlimm)besserung). Mir Nichtwirken vorzuwerfen heißt, dass der Vorwerfer das wertvolle dauerhafte Wirken nicht spürt, und stattdessen plakative Wohltaten erwartet, die sofort verpuffen. Der Weise ist wie ein Adler, für dessen Dasein man dankbar sein kann, nicht wie eine Kuh, die man bei Bedarf melken kann.

ZJ XXXIV: Erosexuelle Hierarchie

 

 

 

  Ein Schüler fragte nach des Meisters Sexualfeindlichkeit. Jack lächelte und blickte zu einer ultraschlanken ultrazierlichen Frau Mitte 20, IQ 147 und Master in Tiefenpsychologie, die ihre linke Hand in die des Meisters legte, während sie ihn aus der rechten mit prallen saftigen Trauben fütterte. "Bin ich essensfeindlich, weil ich nicht anstatt der Trauben ihre Hand esse?" fragte Jack und der Schüler verneinte. "Und so ist das mit der Sexualität: all das Kindliche an einer Frau ist zum Lieben, nicht zum Ficken da. In der Ultradekadenz bieten Frauen all das Kindliche, Unschuldige, Zarte an ihnen für den Sex an, und wollen dann für das Kaputte, Verdorbene, Dreckige geliebt werden".


Anmerkung des Übersetzers: Kurz danach trat die sympathische zarte Jungfrau mit den Trauben in den Stand der Ehe, und zwar mit einer schlanken, drahtigen und vom Gender etwas maskulinen aber keineswegs groben, vielmehr sehr eleganten Jungfrau Ende 20.

ZJ XXXIII: Selbstzweifel

 

 

 

 

  Große Menschen zweifeln manchmal an sich: bin ich ein guter Mensch trotz kleiner Verfehlungen, wenn ich groß im Guten bin?

Auch charakterlich kleine Menschen zweifeln an sich: wie viele kleine Nettigkeiten machen große Verfehlungen wett?

ZJ XXXII: Heilige und Hure

 

 

 

  Der Vorwurf, Männer wollten die Heilige und die Hure in derselben Frau, ist eine weibliche Projektion des eigenen Wunsches, den Kuchen gleichzeitig zu essen und zu behalten.


Anmerkung des Übersetzers: Einige Männer wollen nur die Heilige, und viele nur die Hure. Die meisten wollen eine Frau, wie sie in der Realität auch vorkommt, halt eine normale Frau eben, nach eigenem Geschmack halt eben. Das bedeutet aber auch für jede einzelne Frau: du kannst nicht jedem Mann gefallen. Warum sollte das ein Problem sein? Woher der Anspruch, potenziell auf Zeit, Geld, Liebe und Begierde aller Männer zugreifen zu können?

Dschuang Jack vs Talleyrand

 

 

 

Meister, sind Fehler schlimmer als Verbrechen?

Moralisch sind Verbrechen natürlich verwerflicher, aber Fehler sind ärgerlicher. Ein Beispiel: du hast es mit niederträchtigen Menschen zu tun, und es kommt zu einem Missverständnis. Wenn du dich erklärst, um das Missverständnis aufzulösen, sehen diese Scheusale darin eine Schwäche und fordern eine Entschuldigung. Dein Entgegenkommen erweist sich im Nachhinein als Fehler. Moralisch hast du alles richtig gemacht, da du auch diesen charakterlich kleinen Menschen einen guten Willen zugestanden hast. Doch an deren Bösgläubigkeit kannst du die Böswilligkeit erkennen, und deine Gutgläubigkeit war wohl ein Fehler.

Sollte ich lieber zum Verbrecher werden?

Dann hätten die Niederträchtigen ihr Ziel erreicht. Sie wollen, dass alle Menschen moralisch so wertlos werden wie sie. Es ist besser, jeden Tag einen Fehler zu machen, als nur einmal vorsätzlich eine böse Tat zu begehen.

Dschuang Dscheck und Kants KI

 

 

 

Für mich ist Kants kategorischer Imperativ keine Decke, sondern ein Boden; kein Ideal, sondern eine Basis.

So zu handeln, dass auch das dümmste Arschloch begreift, dass ich ihm gegenüber den KI befolge, halte ich für unnötig, denn ich handle immer nach dem KI, ich behandle jeden Menschen als Selbstzweck. Wenn sich aber alles darin erschöpfte, dann wäre ein Rückzug ins absolut Private besser als jede mögliche Handlung. Der KI ist für mich eine Basis für positive Win-Win-Begegnungen.

Der KI ist die Null, streng genommen sogar leicht negativ, denn nach der Metaphysik der Sitten soll ich selbst nach moralischer Vollkommenheit streben und bei anderen das Glück befördern. Wenn mein Handeln sich darin erschöpfte, penibel auf den KI zu achten, dann wäre der KI nur eine Daseinsentschuldigung: ich nehme dir Platz usw. weg, aber ich bin dir nichts schuldig, denn ich achte ja penibelst drauf, immer nach dem KI zu handeln. Für den anderen wäre aber besser, ich würde ihn überhaupt nicht stören. Ein Fresse Ziehender mit Stock im Arsch tut einen größeren Gefallen, wenn er gar nicht da ist, als wenn er immer nach dem KI handelt.

Der KI scheint auch eine Art Versicherung gegenüber Gott zu sein: Hauptsache nichts falsch gemacht.

Dschuang Jack und die Miezen

 

 

 

 

  Die ideale Mieze ist das Höchste im Reich des Schönen. Der hochedle introvertierte Betrachter der Schönheit schaut die idealen Miezen vor seinem geistigen Auge so unmittelbar wie der extravertierte Betrachter die empirisch existierenden Frauen im Park. Es ist kein Tagtraum, keine Sehnsucht, kein Wünschen, sondern eine meditative Erfahrung der Schönheit (und bei wem es nur Ersteres, Zweiteres und Dritteres ist, der ist eben halt nicht hochedel).

Nach der Erfahrung der absoluten Schönheit kommt die zufriedene, erfüllte Leerheit (das Gegenteil ist die durstige, verzweifelte Leere). Jeder Versuch, feste Kriterien für das Erreichen dieses Zustandes anzugeben, wäre geistiger Materialismus (damit auch ein Selbstwiderspruch).

Ein Indiz für die Echtheit des Zustandes der Vollkommenheit wäre die vollkommene Interesselosigkeit des Wohlgefallens an den reizendsten der schönsten Miezen: Sie ist so schön, also möge sie vom edelsten Auge angeschaut werden (nicht: Ich will sie ewig schauen); Sie ist so zart, also möge sie von der feinsten Lesbimieze verwöhnt werden (nicht: Ich will sie im Arm halten); Sie ist so niedlich, also möge sie vom wertvollsten Beschützer beschützt werden (nicht: Ich will sie beschützen).

ZJ XXVIII: Erwiderung und Wert

 

 

 

 Der gemeine Mensch kann genauso wie der höhere Mensch gut zu anderen sein. Der gemeine Mensch ist aber enttäuscht, wenn es ihm nicht erwidert wird. Der höhere Mensch will keine Erwiderung, aber er will sehen, dass der andere seine Zeit und Empathie wert ist.

ZJ XXVII: Wie der Narzisst dich sieht

 

 

 

 Du bist ein Loser, weil du seine Lebensziele nicht erreicht hast. Dass er deine Ziele überhaupt nicht anstrebt, macht ihn umso erfolgreicher.

Zhuang Jack XXVI: Liebe

 

 

 

Liebe ist Win-Win bei Lose-Win.


Es gibt gute, schlechte und böse Menschen. Gute Menschen sind Win-Win-Menschen: sie “lieben” ihre Nächsten wie sich selbst, d. h. befördern das Wohl der Nächsten wie ihr eigenes. Schlechte Menschen sind Nullsummenmenschen (win-lose). Sie fühlen sich beraubt, wenn jemand unabhängig von ihnen etwas erwirbt, und fühlen sich besser, wenn es dem anderen schlechter geht. Böse Menschen nehmen sogar eigenen Schaden in Kauf, um anderen zu schaden (lose-lose); andere leiden zu sehen, ist für sie Selbstzweck.

Gerechtigkeit ist gut, Güte ist gerecht. Liebe geht über Gerechtigkeit hinaus und transzendiert das Gute: wer liebt, opfert eigenes Wohl für das Wohl des anderen. Pflichtgemäße Nächstenliebe ist bloß gut und gerecht, ein Held oder Heiliger aber vollbringt wahre Liebe, indem er auf das eigene Wohl verzichtet. Doch nur freiwillige Heldentaten sind der Liebe zuzurechnen. Wird jemand erpresst oder gezwungen, sich selbst für das Wohl anderer zu opfern, so vollbringt der Erpresser das Gegenteil von Liebe, und der Gezwungene handelt nicht aus Liebe, sondern unter Zwang. Heteronomes Heldentum, um jemandem oder einem Gott zu gefallen, gehört in dieselbe ruhmarme Kategorie. Aus Liebe handelt man absolut frei; nur wer absolut frei handelt, kann Taten aus Liebe vollbringen.

Wer aus Liebe handelt, ist glücklich, wenn er sein Wohl für das Wohl des anderen opfert. Zähneknirschende Zeit- und Energieopfer überforderter Eltern z. B. werden nicht aus Liebe, sondern in einer selbstverschuldeten Zwangssituation vollbracht. Nur wer beim Lose-Win-Handeln glücklich ist, handelt aus Liebe.

ZJ XXV: Gerechtigkeit

 

 

 


Gerechtigkeit ist, wenn der Wille sich selbst bekommt.


Der Wille will sich selbst, Gerechtigkeit ist gut, das Gute ist der vollkommen verwirklichte Wille. Der Wille will sich selbst von sich selbst (Sichselbstgleichheit, Qualität) und vom Nicht-Ich (Quantität); Gerechtigkeit ist das Gute in der Kategories des Maßes (qualitative Quantität).


Das Wahre ist wahr, das Gute ist wirklich, das Schöne ist ideal (überwirklich). Das Gute ist gerecht (subjektiver verwirklichter Wille), das Schöne darüber hinaus (objektiver verwirklichter Wille).


Die Strafe ist im Verbrechen enthalten (rechtsbasiertes, nicht-willkürliches Strafrecht, Karma). Der tätige gute Wille macht sich der Glückseligkeit würdig (das Ich verwirklicht sich im Nicht-Ich).


Unter dem Niveau der Willensethik degeneriert Gerechtigkeit zu bloß mechanischer Gleichheit (Gleichheit der Objekte nach einer äußeren Bestimmung; ohne den Willen kein Subjekt, nur Objekte).

ZJ XXIV: Die Unglücklinge

 

 

 

 

  Glück ist Selbsttranszendenz. Narzissmus ist Selbstimmanenz.


Kommentar des Übersetzers: Glück ist immer mit einem Flow-Zustand verbunden, bei dem die Selbstimmanenz verlassen wird. Das Ziel jeder Selbstverwirklichung ist diese Spitze, die Selbsttranszendenz. Die Fähigkeit, nach oben aus sich herauszukommen, führt zum Lebensgefühl der Freude nach Erich Fromm. Wer in sich selbst gefangen ist, dem bleibt das vergängliche Vergnügen.

ZJ XXIII: Die Pseudo-Erwachsenen

 

 

 

  Verdorben bedeutet nicht reif.

ZJ XXII: Bonoboisierung

 

 

 

  Die Bonoboisierung führt zur Verschimpansung.


Kommentar des Übersetzers: Die ultradekadente promiskuitive Sexualität macht Männer schwach und verantwortungslos. Solche Männer werden abstoßend für Frauen, die dann sich dann lieber zumehreren um ein Alpha-Männchen scharen.

ZJ XXI: Das Individuum als Insel

 

 

 

 

  "Kein Mensch ist eine Insel", belehrte ein Tor den Meister. Zhuang Jack lächelte: "Nun, dann bin ich wohl kein Mensch".


Kommentar des Übersetzers: Viele Menschen empfinden es als persönlichen Angriff, wenn jemand darauf besteht, ein Individuum zu sein. Sie haben eine parasitäre Anspruchshaltung bezüglich der Solidarität und Fürsorge durch Mitmenschen, auf die sie unbewusst ihre Eltern projizieren.

ZJ XX: Die Einsamkeit des Träumers

 

 

 

  Ein junger Schüler, der keine Freunde hatte, fragte Zhuang Jack, ob es falsch sei, ein Träumer zu sein. "Schau, ich habe Freunde, und sogar gute", sagte der Meister, "aber hätte ich nur meine Freunde und nicht meine Träume, hätte ich mich längst aus Verzweiflung umgebracht. Hätte ich nur meine Träume, wäre ich genauso glücklich und heiter".


Kommentar des Übersetzers: Es ist falsch, für soziale Kontakte seine Innenwelt aufzugeben. Ein einsamer Träumer kann glücklich sein; wer die innere Quelle des Glücks jedoch aufgibt, um äußerlich nicht allein zu sein, wird nur verzweifeln und auch unter Menschen einsam sein.

Zhuang Jack und die Sexualmoral

 

 

 

 "Moral existiert als Gesetz der inneren Reinheit und als äußeres Mittel der Unterdrückung. Lernt zu unterscheiden, und vermeidet das Extrem, beide anzunehmen, oder beide abzulehnen", sprach Zhuang Jack.

"Meister, was wäre denn eine echte Sexualmoral?" fragte ein Schüler. "Hier ist ein Topf, aus dem ich gestern gegessen habe. Wenn du heute Abend einen Topf zum Kacken brauchst, würdest du den nehmen?" "Natürlich, warum nicht". "Und dort ist ein Topf, den ich in den letzten Tagen zum Kacken benutzt habe. Du könntest ihn ja vorher gründlich waschen; würdest du aus diesem Topf essen wollen?" Der Schüler verzog das Gesicht und schüttelte mit dem Kopf.

Die intuitiv-romantische Beziehung muss der sinnlich-sexuellen Beziehung vorausgehen, nicht umgekehrt. Nach der unschuldigen Jugendliebe kann die Mieze immer noch sexuell Erfahrungen sammeln, wenn sie danach Lust hat; andersum ist es nicht möglich.

Zhuang Jack und die Narzissten

 

 

 

  Der Meister wurde gefragt: "Warum bringen Narzissten bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Fabel mit dem Fuchs und den Trauben ein?" Da lachte der Meister: "Das ist doch offensichtlich". Ein lebensunerfahrener Schüler fragte weiter: "Warum werfen Narzissten einem vor, wie dieser Fuchs zu sein?" Der Meister schwieg. 
 Dann sagte er: "Schau dir doch diesen Narzissten da an. Er kommt mir jeden Tag mit dieser Fabel. Er ist Hedonist, aber ich genieße das Leben mehr als er. 
 Er ist extravertiert und gesellig und hat keine echten Freunde, während ich als introvertierter Autist viele echte Freunde habe. 
Er glaubt, dass die Welt gerecht ist, um besser schlafen zu können, und kann doch nicht schlafen. 
Mich quält die Ungerechtigkeit dieser Welt und ich schlafe wie ein glückliches Kind. Er lässt sich auf unattraktive ältere Frauen ein, um sein Selbstwertgefühl als Mann zu bestätigen. Ich verschmähe attraktive junge Frauen aufgrund ihrer Persönlichkeit. 
Er ist geizig und berechnend und kann sich seinen Willen doch nicht erkaufen. Ich gebe ohne Hintergedanken und muss mir weder Gesellschaft noch Respekt noch Liebe erkaufen. 
Er jammert ständig über sein Leben und ich werde selbst für einen Narzissten gehalten, weil die Wahrheit über mein Leben zu schön ist, um wahr zu sein".

ZJ XVII: Blumen

 

 

 

 

Schöne Blumen wachsen überall. Aber sie blühen nur, wo es schön ist.


Kommentar des Übersetzers:  In einem schlechten Umfeld würde ein gutes* Mädchen nicht "blühen", sie wäre unglücklich und in sich eingezogen. Was im Sumpf blüht, ist nicht wirklich schön, aber es blüht dafür sehr grell, um Nahrung (narcissistic supply?) in den Sumpf zu locken.

*Nicht moralisch-gut (Unschuld ist amoralisch, weil prä-moralisch), sondern ästhetisch-gut, wertvoll, edel.

ZJ XVI: Der Mensch ist kein Affe

 

 

 

 

Xhigshée oho`o `a
Oho`o `a-a´ bumbu`a
Oho qoho hii`hh



Übersetzung:

Der Mensch ist kein Schimpanse. Ein Bonobo ist der Mensch auch nicht. Der Mensch ist ein Mensch.


Kommentar des Übersetzers: Anscheinend wollte der Meister damit die Promiskuität in einer ultradekadenten Gesellschaft ansprechen.

ZJ XV: Versöhnende Erkenntnis

 

 

 

 Wahre Schönheit kann nur im Guten blühen.

Zhuang Jack gegen Gottesbeweise

 

 

 

 Ob es Gott gibt, ist entweder wahr oder falsch. Die besten Argumente für das Dasein Gottes beweisen nichts, die besten Argumente dagegen beweisen ebenso nichts. Gott ist nicht beweisbar.

ZJ XIII: Die Intoleranz des Guten

 

 

 

 Schlechte Gewohnheiten sind tolerant. Gute Gewohnheiten dulden nur ihresgleichen.

 

ZJ XII: Klug und weise

 

 

 

 Der kluge Mann entfernt alles Schlechte aus seinem Leben. Der weise Mann lässt (auch) alles Gute ziehen, das er nicht braucht.

ZJ XI: dank und trotz

 

 

 

 Das Gefühl bei einem "dank" ist angenehmer als bei einem "trotz", doch bei "dank" schuldest du Dankbarkeit und bei "trotz" kannst du stolz sein, etwas allein und gegen Widerstand geschafft zu haben. Und schließlich sollizitiert beides gleichermaßen Wachstum, welches ansonsten nicht stattgefunden hätte.

ZJ X: Selbstentlarvung im Lächerlichmachen anderer

 

 

 

 Menschen sind grundverschieden. Der Dummkopf aber macht sich über jedes Anderssein lustig und unterstellt jedem, der nicht so ist, wie er selbst, Getue, Attitüden und Charakterfehler.

ZJ IX: Religionen

 

 

 

  Kämpfe, denn Kampf ist männlich. Fliehe, denn Flucht ist weiblich. Doch erstarre nicht, du bist keine Leiche.


Kommentar des Übersetzers: Mit Kampf meint der Meister lebensbejahend-aktive Religionen: Olympische Götterwelt, Christentum, Islam. Mit Flucht sind passiv-lebensbejahende Religionen gemeint: Taoismus, Buddhismus, aber auch meditative Formen des Christentums. Mit Erstarrung werden lebensverneinende Religionen bezeichnet, z. B. Gnosis und Manichäismus. Erstarrung, weil deren Gebote selbstwidersprüchlich sind: "Hasse diese Welt, aber lebe in ihr", "Strebe danach, dieses Leben zu verlassen, aber du darfst dich nicht selbst töten" usw.

ZJ VIII: Toleranz

 

 

 

 Die Meisten sind tolerant unter der Bedingung: "Aber sei so wie ich!" Was ist daran noch Toleranz?

Den Meisten fällt es schon schwer, sich selbst zu ertragen. Ihre Toleranz für andere endet dort, wo der Unterschied beginnt.

ZJ VII: Leid und Neid

 

 

 Ein glücklicher Affe saß auf einem Ast und aß eine saftige Gurke. Da sah er aber, dass ein anderer Affe eine Banane aß, und sprach: "Ich weigere mich, glücklich zu sein! Erst wenn das Leben mir eine Banane schenkt, lasse ich das Glücksgefühl wieder zu!"

Unglücklich sind Menschen nicht, weil sie das Glück suchen und nicht finden, sondern weil sie das Glück aus ihrem Leben verjagen, und ihm für die Rückkehr Bedingungen stellen: "Gib mir das und das und das, dann lasse ich dich wieder rein!"

ZJ VI: Soziale Kälte

 

 

 

  Soziale Kälte ist angenehm kühl. Wer friert, sei getröstet: Temperatur lässt sich regulieren. Das wahre Problem ist die Niedertracht.


Kommentar des Übersetzers: Nicht das Zuwenig an Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Wohlwollen ist das Problem. Mehr davon wäre sogar weniger gut, weil den meisten die Erwiderung nicht schnell genug kommt, und in der Folge sind sie mehr frustriert als in einer Gesellschaft, in der jeder jeden in Ruhe lässt. Aber wenn Liebe mit Hass, Güte mit Bosheit, Respekt mit Verachtung erwidert wird, wird aus dem Miteinander ein Gegeneinander.

ZJ V: Angst vor Leben und Tod

 

 

 

  Irrlehrer sagen: "Du musst dieses Leben hassen, denn diese Welt ist vom bösen Dämon erschaffen worden, und alles in ihr ist schlecht. Du darfst diese Welt aber nicht verlassen". Warum denn nicht, frage ich. "Weil du dann in eine noch schlechtere kommst", so ihre Ausrede.

All ihre Reden kommen auf das Gebot hinaus: "Du darfst nicht leben und du darfst nicht sterben". Ich sage: wenn du leben willst, lebe, und wenn du sterben willst, stirb. Wenn du aber lebst, weil du sterben willst, und stirbst*, weil du leben willst, bist du geisteskrank.


*Wenn du dein Leben durch Selbstqual zu einem langen Sterbeprozess machst; wenn dein Leben nur noch den Tod als Ziel und die Erwartung des Todes als Inhalt hat.

ZJ IV: Parasiten

 

 

 

 "Meister, warum sind Heilige und Weise, wo sie doch am meisten Menschenliebe haben, so menschenscheu? Und warum sind Narzissten und Soziopathen und all die anderen Menschenhasser, Menschenschinder und Kannibalen so süchtig nach menschlicher Gesellschaft?"

"Parasiten sind nunmal abhängig von einem Wirt. Und was die wahren Menschenfreunde angeht: ihr verehrt und vergöttert sie, studiert ihre Biographien, macht sie gegen ihren Willen zu Gründern neuer Religionen, wenn sie tot sind. Aber wie behandelt ihr sie, solange sie noch leben?"

ZJ III: Genies und Idioten

 

 

 

  Es braucht ein Genie, um einem Idioten erklären zu können, dass dieser ein Idiot ist. Kein Idiot muss einem genialen Menschen sagen, dass dieser ein Genie ist.

Zhuang Jack II

 

 

 

Seit es auf der Welt einen Überfluss an Nahrungsmitteln gibt, kannst du jeden Tag fünf Tafeln Schokolade essen. Musst du aber nicht.

Seit die Gesellschaft sexuell befreit wurde, können alle ein promiskuitives Leben führen, müssen es aber nicht.

Mit den Möglichkeiten der modernen Medizin kann der Mensch 100 Jahre alt werden. Muss er aber nicht.


Kommentar des Übersetzers: Das Glück des Lebens besteht nicht im maximalen Konsum von Essen, Lust und Lebenszeit. Eine gute Tafel Schokolade am Tag ist genug. Ein liebevoller Lebenspartner ist mehr als genug: es ist ein großes Glück. Auch in einem kurzen Leben kann jeder Augenblick eine Ewigkeit sein.

Dr. Dr. Dr. tao. buddh. myst. Zhuang Jack

  

 

 

 Wenn ein Bär Angst vor dir hat, bist du ein großer Krieger. Wenn ein Spatz keine Angst vor dir hat, bist du ein größerer Krieger.