Mittwoch, 19. Dezember 2018
Altes Fragment (1748): doch nicht etwa von Kant?
Ich frug mich, durch welche Kräffte die Thätigkeit des Mannes und des Weibes gegen anderes zu beschreiben sey, da es niemals nicht dieselbe seyn könnte. Dieser Foderung entspräche womöglich die folgende Eintheilung: dem Manne entspricht die Electirictät, insofern er sich durch abstrakten Widerstand und Behauptung seiner Selbst gegen jedes Andere auszeichnet; dem Weibe entspricht der Magnetismus, da es seine Macht äußert, indem es den einen mag, und den anderen nicht, wesentlich aber von seinem Gegentheil angezogen und von seinesgleichen abgestoßen wird. Mir dünkt, hiemit sey auch dem Umstande Genüge gethan, dass dem Manne das Thätige, und dem Weibe das Leidende zu entsprechen habe.
Sonntag, 28. Oktober 2018
Naturverbrechen V: Biologische Schönheitsideal-Diktatur
Die Peinlichkeit ist endlich vorbei: die Frauenzeitschrift "Brigitte" verzichtet auf die Realität und kehrt zu den üblichen schlanken und nachbearbeiteten Models zurück. Die Menschenmacher und Umerzieher sind im Ostblock grandios gescheitert, und sie scheitern immer wieder, und sie werden scheitern. Der Mensch ist ein Wesen, das sich seiner Endlichkeit bewusst ist, und deshalb ist er auf Transzendenz, auf Überwindung der Endlichkeit aus. Pseudokonkreter (bzw. abstrakter): Menschen wollen nicht die Realität, sie wollen ihre Wünsche abgebildet sehen. Menschen lassen sich nicht auf ein von fragwürdigen Autoritäten bestimmtes Normalniveau trimmen, sondern streben immer in ein Extrem. Das Mittelmäßige ist nicht schöner als das Schöne, - und es lässt sich anhand historischer Erfahrungen mit Recht behaupten, dass es einfacher ist, Menschen millionenfach zu töten, als sie zur Leugnung dieser basalen Wahrheit umzuerziehen.
2012
Freitag, 26. Oktober 2018
Naturverbrechen IV: Zu große Begabung
Dass höhere geistige Tätigkeit erst mit einem hohen Leidensdruck beginnt, ist kein Geheimnis, und so ist es eher eine Nahme denn eine Gabe, die Denker entstehen lässt. Um ein guter Schriftsteller oder Dichter zu sein, muss jedoch eine weitere Nahme dazukommen: die intellektuelle Beschränktheit, und gemeint ist nicht die Imbezillität, sondern dass man intelligenter als Otto, aber nicht zu intelligent sein darf, um gut schreiben zu können, - sonst denkt man zu viel, zu tief, denkt ein Loch durchs Medium hindurch, welches das Werk verschlingt.
Mittwoch, 24. Oktober 2018
Naturverbrechen III: Panspermie
Was ist die roheste, wildeste, unkultivierteste Gewalt? Nein, nicht die Zerstörungskraft einer Atombombe, sondern die Banalität des Bösen bei einer Vergewaltigung mit dem Ziel einer Befruchtung. Jede Frau sollte die Chance haben, aus eigener Klugheit und Lebenserfahrung einzusehen, dass es besser ist, auf Fortpflanzung zu verzichten. Mit der Verdummung durch Famile, Schule und Medien wird die hohe Zahl der Frauen, die frewillig Kinder austragen, sichergestellt. Egal, könnte man sagen, denn irgendwann ist der Fluch des organischen Lebens auf der Erde vorbei und es ist Ruhe.
Nein. Es gibt Perverse, die unsere irdischen Einzeller quer durchs Universum schicken wollen, um die Qual des organischen Lebens, des Fressenundgefressenwerdens zu verlängern. Die Ethik, so heißt es, verbiete, Leben auf bereits vom Schimmel befallenen Planeten auszusetzen, und so sucht man jungfräuliche Sternensysteme. Dieselbe Ethik verbietet wohl Vergewaltigern, Schwangere (mit dem Fluch der Lebensweitergabe bereits gesegnet) und Huren (vergebliche Hassesmüh) zu befruchten. In einer Jahrmilliarde könnte der Rat der vereingigten Galaxien um eine Mineralquote streiten: wenigstens jeden fünften erdänhnlichen Planten vom organischen Leben zu verschonen um die Allumwelt sauber zu halten.
Gibt es nicht genug eugenische Wohltaten zu vollbringen, als dass man das organische Leben in diesem perfektionsfernen Zustand weiter verbreiten müsste? Schafft erst eine Menschheit ohne Leberflecke und Fettleibigkeit, eliminiert Schleim und Kot aus den Körpern, programmiert die Gehirne auf plötzlichen Erwachsenentod, sobald der Körper altersbedingt 75% der ästhetischen Normalattraktivität (die von jetzt aus gesehen im Bereich der Perfektion liegen würde) unterschreitet, und dann, wenn das Leben ekelfrei geworden ist, könnt ihr mit knapper Mehrheit entscheiden, dieses den anorganischen Perlen des Alls zuzumuten.
Montag, 22. Oktober 2018
Naturverbrechen II: Unfälle
Auch wer das schreibt, ist ein Unfall, also keine Sorge, Unfälle, der Text ist zwar nicht auf eurer Seite, hat aber dieselbe Grippe. Den Asperger-Autisten hält der berüchtigte "man" oft für einen Soziopathen, weil beide mit "man" kein Mitgefühl zeigen. Der Unterschied ist aber: der Soziopath hat wirklich kein Mitgefühl mit dir, dem Autisten tust du voll leid, aber er kann es nicht ausdrücken, zumindest nicht so, dass "man" es versteht. "Man" selbst ist insofern ein Unfall, als dass er für alle sprechen will (alle sollen tun, was man tut usw.), aber eben nicht für alle spricht, weil viele anders sind. Nicole Kidman ist Einsachzig, müsste aber einen Kopf kleiner sein, so niedlich wie sie wirkt. Ein Außen-Außen-Unfall, noch lustiger und banaler als all diese Innen-Außen-Unfälle. Die Welt stimmt einfach nicht. Ein niedliches Gesicht suggeriert eine liebe Maus im Innern, doch es kann eine Amazone sein. Ein Panzerantlitz suggeriert eine unsensible Kröte, die ein dickes Fell hat, aber es kann sich dahinter auch eine bewundernswert ängstliche und entzückend fragile Maus verstecken. Es werden so kindliche Frauen schwanger, dass man die Natur für einen pädophilen Perversen halten könnte, und es sind so mädchengesichtige Männer Machos, dass die Natur das alles komplett in Frauenkörpern hätte unterbringen können. Müssen wir lernen, dass Schönheit nur ein Schlüsselreiz ist, und nichts dahinter steckt? Nein, vielmehr dass unsere Zwecke nicht die Zwecke des Zwecklosen sind: der Naturmechanismus funktioniert auf die eine Art, unsere menschliche Weltwahrnehumg auf die andere. Wir kennen nicht nur ein "es ist so", wir kennen auch ein "es soll so sein", doch leider verwechseln wir beides, und bauen damit kognitive Unfälle. Wäre die Welt nur vernünftig, wäre Nicole Kidman einen Kopf kleiner, und der Steinbrück nicht so nagetierputzig, sondern mehr schröderlike (möglicherweise ist es diese kognitive Dissonanz zwischen dem Charakter und dem Aussehen des Kanzlerkandidaten, die der SPD einige Millionen Stimmen kosten wird). Wäre die Welt überhaupt nicht vernünftig, wüssten wir gar nicht, wie eine vernünftige Welt hätte sein sollen, denn weder Form ohne Materie noch Materie ohne Form kann existieren. Noch mehr Unfälle? Eine hübsche Frau, Babyface, Körpergröße vernünftige 1,60 und drunter, und dann diese breiten Männerhände. Großer, breiter Typ, der sich für jeden Zentimeter über Muthöhe schämt, ein kräftiger Schwächling. Eine Stimme, die nicht zum Gesicht passt, so sehr nicht, dass man meint, jemand anderes würde sprechen. Ein Penis, der zum Körper des schönen Jünglings genausowenig passt, wie die Schwangerschacht zum Körper einen schönen Frau. Augen, die so weit auseinander sind, dass man eine intelligente Person für schwachsinnig hält; eine oben immer breiter werdende Nase auf einem bis dahin ganz hübschen Gesicht. Die Natur hat ihre Dinge eben nicht zum Angucken geschaffen, nichts ist um seiner selbst willen da, alles dient einem mechanischen Zweck. So wie es hässliche Stimmen gibt, gibt es hässliche Sprachen. Sind die nativen Sprecher deswegen weniger romantisch, weil ein romantisches Gedicht in deren Sprache klanglich ein Unfall wäre? Ein Mensch, der einem bis dahin nicht hässlich erschien, ja sogar recht hübsch, geht mit einem an einer Horde eine andere Sprache Sprechender vorbei, und äfft ihre Sprache kurz nach, und schon ist einem, als hätte sein Gesprächspartner eben aus dem Mund eine Kackwurst fallen lassen. Kognitive Dissonanzen können mitunter wie Blowjobs ein Gesicht entweihen, oder den ganzen Menschen. Manchmal wird man vom anderen enttäuscht, beleidigt oder angeekelt, ohne dass der andere etwas dafür kann.
Mittwoch, 17. Oktober 2018
Naturverbrechen I: Thermodynamik
Wenn es Naturgesetze gibt, gibt es auch Naturverbrechen.
Das berühmteste Argument für die beste aller möglichen Welten handelt von der astrophysischen Ordnung, die das Leben auf der Erde ermöglicht, und von der kosmologischen Sternwarte her sieht es tatsächlich nach einer prästabilierten Harmonie, einer göttlichen Ordnung aus, aber steigt man in die biologischen Abgründe ab, kehrt sich der Optimismus gegen sich selbst: alles ist gerade mal go gut, dass es noch funktioniert, und bei der geringsten Abweichung funktioniert es nicht mehr. Alles greift auf eine mehr teuflische als göttliche Art ineinander: fressen und gefressen werden; des einen Freud, des anderen Leid; nicht einfach der Fitteste, sondern der, der fitter ist, als ein anderer, überlebt; Schopenhauers Mädchen-Knalleffekt (in der bekannten Abhandlung über die Weiber). Kapital und Sonnenlicht scheinen der Thermodynamik zuwider zu handeln - es entsteht mehr Wohlstand und es sind komplexe Lebensformen möglich, aber beide beuten nur aus, was schon da ist, und nur einmal verheizt werden kann.
Sonntag, 17. Juni 2018
Verschwörungstheorien V: Die Offenbarung
Ein schrecklicher Unfall ist passiert: beim Urknall ist ein Winzigstel mehr Materie als Antimaterie entstanden, und daraus unsere der Vernichtung geweihte und derselben weggestohlene Welt. Etwas hatte die ewige Harmonie des Nirwana gestört, und es entstand Samsara, die leidvolle Existenz. Der Urmensch, dieser wissbegierige Geist erregte das göttliche Prinzip, und aus dem Unwillen Gottes entstand die von Urbeginn an menschliche Welt. Ob die moderne Physik, der Buddhismus oder die Darlegung dessen, wie es wahrscheinlich in Wahrheit war, - alle ernstzunehmenden Schöpfungserzählungen berichten vom harmonischen Urzustand und der ursprünglichen, in der Regel unerklärlichen Störung der Harmonie, welche die Existenz unserer Welt verbrach.
Am Anfang war das Problem, und das Problem war in der Welt, und das Problem war die Welt. Aber auch die Lösung war von Anfang an beigefügt - da die Welt als eine Zeitliche entstand (wie alles Unperfekte nur zeitlich, vergänglich, nicht-ewig sein kann, niemals still steht, sich selbst flieht), wird sie aufhören, sobald die Zeit vollendet ist. Die Preisfrage ist natürlich, wie man die Zeit, am Besten schon zu seinen eigenen Lebzeiten, vollenden kann. Der Egoist Verzeihung Buddhist erlöst durch gute Führung sich selbst und fährt nach dem Tode direkt in die ursprüngliche Harmonie; der noch nicht verzweifelte Physiker nimmt den Big Crunch am Ende aller Zeit an, den Anti-Urknall, der das Universum nach Hause bringen soll. Der Christ kennt keine Agenda 2012 - das war der Maya-Kalender - , dafür aber einen festen Plan der Vollendung der Zeit: die Offenbarung. Wie der Luxuslimousine-Buddhismus ist das Christentum auf die Erlösung der ganzen Welt aus, nicht auf individuelle Rückführung ins heimische Nirwana.
Was ist die Offenbarung? Die Offenbarung ist die Vernichtung des Universums im göttlichen Willen bzw. der Akt der Vergebung der demiurgischen Sünde des Urmenschen. Die gegen den göttlichen Willen vom Geschöpf geschaffene, und somit künstliche Welt kann keine Welt des Geistes sein, sondern nur eine geistlose, was sich nicht nur in ihrer Ästhetik widerspiegelt. Mit der Offenbarung kommt der Geist in die von allen Geistern verlassene Welt zurück, um den der Geistlosigkeit anheim gefallenen Geist, den Menschen, von der Herrschaft der Materie über den Geist, des Mittels über den Zweck, zu erlösen.
Die Offenbarung ist keine Theorie, sondern eine Tatsache, keine Lehre, sondern eine Person. Die in die Zeitlichkeit eingegangene Person Christi ist der Geist, der stets bejaht, das Gute will, und das Böse schafft: Christus war von Anbeginn der Welt ihr Erhalter, und alles, was der Mensch vermochte, wurde durch Christus ermöglicht. Die geistloseste Existenz hat Christus als den Grund der Existenz in sich; die böseste Tat hat den Willen als Geist mit dem großen Geist gemein. Soviel zu den Milliarden von Galaxien unseres Universums, die ihr Dasein allein dem Gott-Sohn verdanken. Nun zu Nazareth und Bethlehem: die menschliche Biographie Jesu ist weder der Anfang noch das Ende, sondern die Mitte der christlichen Heilsgeschichte. Die Offenbarung teilt die Weltgeschichte - der Zeit nach etwas ungleichmäßig - in die Zeit vor und nach Christus entzwei.
Es ist nicht das Leiden am Kreuz, sondern die Zeit vor seiner Geburt als Mensch, in der Christus trug hinweg die Sünde der Welt: als Bürge allen Daseins stand er in Opposition zum Gott-Vater und war somit, ohne Sünde, die Sünde selbst. Darum ist es schlicht irrelevant bis schlechterdings peinlich, wenn ein Mensch durch sein Martyrium die Leiden Christi überflügeln will. Christus hat geliebt, ohne jemals aufzuhören, bis in den Tod hinein, und das war sein Leiden - ein Leiden im Tun, nicht im Erdulden, ein Halten, kein Aushalten. Anstatt des Schlusssatzes eine Prise Zuspruch all denjenigen, die das eben Gesagte als blanken Un- bis karlsruhig anmutenden Tiefsinn empfinden: die Geduld Gottes kennt keine Grenzen, und meine Wenigkeit kann ohnehin nicht mehr tun, als das, was der Fall ist, einfach zu sagen - getan ist es ja bereits.
Samstag, 9. Juni 2018
Verschwörungstheorien IV: Was gehen wir Gott an?
Mit einem Gottesbeweis ist es freilich noch nicht getan. Nehmen wir das absolute Wesen als bewiesen an, ebenso dass es eine Person ist, kein unendlicher Automat, kein allumfassendes Nichts, sondern ein geistiges ich-haftes Wesen wie wir Menschen. Können wir hieraus schon folgern, dass sich dieses absolute Wesen für uns Menschen interessiert? Was soll der Grund dafür sein? Nur dass wir uns selbst ebenso Ich nennen, unserer Selbst bewusst, Personen sind? Nur weil wir an ein absolutes Wesen glauben und zu ihm beten können?
Es gibt Milliarden Sternensysteme, in denen Leben enstanden sein kann, könnte, konnte, können wird oder können würde. Vielleicht sind in den letzten fünf Milliarden Jahren zahlreiche Zivilisationen ich-sagender Wesen entstanden und untergegangen. Nach uns kommt wohl kaum die Sintflut - kosmisch gesehen - , sondern neue und aberneue Welten und "Menschheiten". Warum soll ausgerechnet unsere Menschheit, unsere kleine Ein-Planet-Welt von Gott zu irgendetwas auserwählt sein? Warum soll Gott, der eine Gott des gesamten Universums (und meinetwegen auch des gesamten Multiversums), ausgerechnet zu unserer Menschheit eine exklusive Beziehung aufgebaut haben, die uns zu über das natürliche religiöse Bedürfnis hinaus gehenden Hoffnungen berechtigt?
Es ist, Gott als bewiesen vorausgesetzt, mit derselben Logik, mit der etwa unser ontologischer Gottesbeweis zustande kam, als überwahrscheinlich anzunehmen, dass der Herr über die Unendlichkeit uns noch geringer achtet, als wir die Bakterien in unserem Verdauungstrakt. Was soll eine kleine von jeglicher ästhetischen und moralischen Perfektion weit entfernte Menschheit wie die unsere das absolute Wesen angehen? Wir können glauben, was wir wollen, wir können sogar logisch beweisen, dass es ein absolutes Wesen geben muss, freilich schuldet uns dieses absolute Wesen für unseren Beweis seiner Existenz genau nichts, und das ist ungefähr die Größenordnung, in der wir planetare Bakterien einen Dank von ihm für all unser Glauben, Beten und Opfern zu erwarten haben.
Auf unsere kleinen irdischen Maße übertragen und verdeutlicht: Nehmen wir an, es gibt einen Über-Bänker (nennen wir ihn R.), dem es egal ist, wer auf der Welt die Gesetze macht, solange er das Geld kontrolliert, und ich, kleiner Verschwörungstheoretiker, kann mit einem Streifzug durch die neueste Weltgeschichte logisch beweisen, dass es ihn gibt, und wie er in der Welt wirkt - weiß R. deshalb nun, dass ich von ihm weiß, ihn hasse oder bewundere, von ihm ein kleines Milliönchen will oder das Geld hasse und Sünde nenne? Selbst wenn R. von mir wüsste, hätte er kein Milliönchen für mich übrig, sondern nur ein Millionstel eines Schmunzelns.
Es sieht nicht gut aus. Inbrunst, Überzeugung, Entschlossenheit, uns selbst zu Tode zu kasteien, oder Andere für unseren Glauben zu töten, müssen Gott so egal sein, wie uns der auf unseren täglichen Stuhlgang zwingend folgende Tod von Milliarden unserer Darmbakterien. Es gibt nur eine Möglichkeit für uns, Gott nicht egal zu sein, - dies ist jedoch keine Möglichkeit für uns, sondern eine Möglichkeit für Gott. Nur indem Gott selbst Mensch wird, kann er uns überzeugen, dass ihn die Menschheit etwas angeht, und somit auch unser Glaube, unsere Religion und unsere Moral. Die Menschwerdung Gottes kann nichts logisch Ableitbares sein, keine mathematische Formel, keine philosophische Erkenntnis, sondern nur eine historische Tatsache. Ob dergleichen geschehen ist, ist keine bloße Gretchenfrage, sondern genauso eine Faustfrage, die für uns Menschen anthropologisch und praktisch nicht weniger bedeutet, als die Frage nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Sonntag, 6. Mai 2018
Verschwörungstheorien III: Endzeit
Es ist (und wenn nicht, lasse ich mir beim Arzt ein Röttgenbild von meinem Gehirn machen) also atomare Endzeit. Nie in der Geschichte des Planeten war die Radioaktivität so der Gier der Kapitalisten und dem Wahn der Elemente ausgeliefert wie heute. Der Name Tschernobyl zeugt von dunkler Vergangenheit, wörtlich schwarzer Gewesenheit, aber der Ort wurde nicht am 26.4.1986 umbenannt, er hieß schon so. Egal. Es ist politische, ökonomische, moralische und nun auch nukleare Endzeit. Lasst euch diesen Satz durch den unten folgenden Irrsinn nicht vermiesen; genießt euren gefühlten oder tatsächlichen Lebensabend, den ihr - und so wichtig seid ihr, nämlich die wichtigste Generation in der Geschichte der Menschheit - gleichzeitig mit dem Weltuntergang erleben dürft.
Als es im Herbst 1983 fast zum nuklearen Weltkrieg kam, bekam es keiner mit. Zwei Jahrzehnte zuvor hielt die ganze medial informierte Welt den Atem und das Husten an: Kubakrise. Um ein Haar hätte es geknallt. Im Koreakrieg ein weiteres Jahrzehnt zuvor war es für die USA unter einem UNO-Mandat eine durchaus offene Option, Peking mit Atomwaffen zu bombardieren. Um ein Haar hätte ein Herr, dessen Namen ich hier nicht missbrauchen will, da die bloße Nennung dieses Namens oft als verniedlichend empfunden wird - und dazu noch als Verharmlosung der Untaten dieses Tatentäters - , die Atombombe zuerst oder zeihtnah mit seinen Besiegern gehabt und der Zweite Weltkrieg wäre nahtlos in einen nuklearen Weltkrieg übergegangen.
Alles, wie man sieht, mögliche Weltuntergänge. Vor gut 100 Jahren hätte der Tunguska-Meteorit auch größer sein können. Vor 200 Jahren ein seminuklearer Winter nach dem Ausbruch des Tambora. Eine globale Hungerkatastrophe hätte die Folge sein können, wäre der Vulkan nicht so E10 und mehr super gewesen, wie z.B. der in Yellowstone, dessen Ausbruch immer fälliger wird.Vor 400 Jahren das große fromme Töten, vor 700 Jahren der gottlose Schwarze Tod. Als Justinian das Mittelmeer eroberte, knallte es auf der anderen Seite der Kugel so sehr, dass Christen durchaus dachten, Jesus wäre vom Kreuz gefallen. Es war wohl nur ein Meteorit.
1700 Jahre bevor Jesus über Wasser ging, erlebte der östliche Mittelmeerraum seinen Weltuntergang. Es wurden viele Betroffenheitsgedichte geschrieben. In Indien ging eine große Zivilisation unter - wahrscheinlich war sie so weit entwickelt, dass sie einen nuklearen Selbstmord beging - , die Atlantis versank. Als Gott gerade mit der großen Eisbürste all diese man weiß welche Rassen von der Erdkugel gekratzt hatte, um dem fragileren und feminineren homo sapiens sapiens die Weltherrschaft zu ermöglichen, ergoss sich das Süßwasser der Großen Seen in den Atlantik und bescherte unseren tuntigen aber schlauen Vorfahren ein tausendjähriges Reich unter der Herrschaft von Eis und Schnee (welches wieder kommt, falls der Golfstrom abermals versiegt).
In den letzten 10 Millionen Jahren brach der Yellowstone-Supervulkan mehrmals aus, und die affigen Vorfahren unserer tuntigen Vorfahren und schwarzeneggerianischen Nichtvorfahren erlebten unzählige nukleare Winter. Vor 65 Millionen Jahren - ich schweige, denn es ist davon auszugehen, dass der Film "Armageddon" (1998) diesen Bildungsauftrag erfüllt hat. Vor 240 Millionen Jahren war aber das am Wenigsten zu verharmlosende Ereignis in der Geschichte des Lebens auf diesem Planeten. 99% aller Arten und ein mit keiner Neun hinter dem Komma auszudrückender Anteil aller Individuen starben aus. Da kam alles zusammen: Meteoriten, vulkanische Aktivität, wahrscheinlich gingen zu der Zeit noch ein paar Reaktoren hoch und der damalige Gaddafi, ein despotischer Saddamosaurus, zündete ein paar Ölfelder an. Außerdem waren zur damaligen Zeit weder in Laurasien noch in Gondwana Deutsche zu bestaunen - wahrscheinlich hatten sie sich schon einmal abgeschafft, und werden wohl auch ihre pillengeknickte Abschaffung noch in Jahrmillionen überleben.
Samstag, 5. Mai 2018
Verschwörungstheorien II: Warum es Gott nicht geben kann
Allein wegen der anschaulichen Symptome diverser Krankheiten kann es Gott nicht geben - das ist aber nur meine persönliche Meinung. Schauen wir uns besser die gängigen und allgemein respektierten Argumente fürs Nichtsein Gottes an:
Wo ist Gott, wenn eine Mutter ihre Kinder abtreibt, zerstückelt und in Blumentöpfen verteilt? Wo ist Gott, wenn Tyrannen in Afrika Menschen nach Lust und Laune massakrieren? Was macht Gott, wenn Jugendliche bis zur Psychopathie gemobbt werden und Amok laufen?
Wo war Gott am Elften September? Wo hat Gott die drei Jahre von 1942 bis 1945 verbracht? Wo war Gott, als die Ukraine vor 80 Jahren mehr als ein paar Brote gebraucht hätte?
Wenn sich Böses lohnt und gute Taten ohne Folgen bleiben, kann es Gott nicht geben. Wenn die widerlichsten Verbrecher ohne Gewissensbisse und geschützt vom Gesetz glücklich leben können, während die selbstlosesten Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit getötet werden oder nach schweren Depressionen sich selbst töten, kann es Gott nicht geben. Einen Gott, dem alles egal ist, was sich auf der Welt abspielt, kann es nicht geben.
Dies alles ist mehr als nachvollziehbar, man möchte gar aufstehen und Beifall klatschen, wäre das kalte herzlose Denken nicht so grausam, daran zu erinnern, dass all dies nichts weiter als normative Urteile sind. Damit ein normatives Urteil gelten kann, muss etwas vorausgesetzt werden, was das ganze System der normativen Urteile, in dem ein bestimmtes normatives Urteil erst sinnvoll sein kann, begründet. In Wirklichkeit begründet nichts das System unserer Werte als die moralische Empörung. Somit sind diese normativen Urteile kaum besser als meine ästhetischen Urteile, dass z.B. wenn die Gliederfüßler ihre Kindheit in der Form verbringen, in der sie diese nunmal verbringen, es einfach keinen Gott geben kann.
Verfolgen wir beide Urteilsformen bis zu ihrem Grund, so ist es letztlich großes, von uns als zu groß , als unzumutbar empfundenes Unbehagen, das der Idee vom Dasein Gottes widerspricht. So viel Leid und Schmerz kann Gott nicht zulassen! - lautet das moralische Empörungsurteil; Mit so etwas Ekelhaftem kann Gott nichts zu tun haben! - lautet das ästhetische Empörungsurteil. Da wir Sinnenwesen sind, ist es Gott vermutlich durchaus sympathisch, dass wir ihn einerseits nicht für ein Arschloch halten können und andererseits vor all dem Dreck unserer Welt in Schutz nehmen wollen. Da er selbst kein Sinnenwesen ist, lacht er über unsere Argumente, um ihn zu widerlegen, wohl genauso wie über unsere gewöhnliche Art, ihn zu beweisen oder zu erkennen.
Freitag, 4. Mai 2018
Verschwörungstheorien I: Evolution
Eine Verschwörungstheorie - und wir wollen hier theorieferne Legenden wie wirklichkeitsfremde Mythenbildungen außer Acht lassen - ist logisch nicht zu widerlegen, da sie zu logisch ist, logischer als die Realität. In einer Verschwörungstheorie gibt es für alles eine logische Erklärung; Zufall, Dummheit und Spontaneität werden darin überhaupt nicht in die Rechnung einbezogen, oder aber der verschwörungstheoretischen Gretchenfrage cui bono untergeordnet.
Eine Verschwörungstheorie ist nicht logisch, sondern nur faktisch zu widerlegen. Heute weiß man, dass der von den Nazis selbst entfachte Reichstagsbrand keine Verschwörungstheorie, sondern eine Tatsache ist, man weiß ebenso, dass der Mord an Kirow Stalins Werk war, Tatsache ist, dass der Tonkin-Zwischenfall, der Anlass für den Vietnamkrieg, von den USA selbst inszeniert wurde. Über die Ermordung Kennedys sind längst nicht alle Fakten bekannt, und über die Terroranschläge vom 11. September 2001 kursieren ausschließlich Verschwörungstheorien - die offiziellen wittern eine Verschwörung am Hindukusch und die inoffiziellen beschuldigen die US-amerikanischen Geheimdienste.
Nicht weil der 11. September zu brisant und zu aktuell ist, sondern weil zu komplex, wird hier von einer Betrachtung der dazugehörigen Verschwörungstheorien abgesehen, und wir stellen die nicht weniger interessante Frage, wer den US-Präsidenten Kennedy am 22. November 1963 in Dallas ermordete. Rein logisch ist die Sache klar: es war ein politischer Mord, und er diente offenbar einer Weichenstellung für den darauffolgenden Vietnamkrieg. Unter seriösen Historikern ist dies jedoch umstritten, und muss umstritten sein, falls es nicht umstritten ist, denn es hätte einen Vietnamkrieg wahrscheinlich auch mit Kennedy gegeben, da nach der damaligen amerikanischen Eindämmungsdoktrin gegenüber dem Kommunismus Südvietnam schon aufgrund des befürchteten Domino-Effekts in Südasien nicht kamflos den Kommunisten hätte übergeben werden dürfen. Kennedy war der erste Präsident im 20. Jahrhundert, der echtes amerikanisches - nicht dem Kartell aus Privatbanken, der FED gehörendes - Geld drucken ließ, weshalb er kurz darauf von der Hochfinanz beseitigt wurde, - ist doch logisch. Vielleicht zu logisch.
Es war kein Geheimnis, dass John F. Kennedy ein Frauenheld war und unzählige Affären hatte, und es ist undenkbar, dass er dabei keinem einzigen Mann die Frau ausgespannt hätte; viele Frauen, die mit Kennedy schliefen, betrügten dabei irgendeinen anderen Mann. In den USA sind die Waffengesetze sehr locker, und Kennedy war in Texas nicht besonders beliebt. Vielleicht hatte ein Waffennarr, der viele Freunde in Dallas hatte, sich an Kennedy für den Ehebruch mit seiner Frau rächen wollen, und wenn es um Frauen geht, ist der Kontrahent in erster Linie ein Mann, und erst in zweiter Linie, die im Fall Kennedys eine womöglich zwei Schützen voraussetzende Schusslinie war, ein Präsident. Zwei Schützen - ein Kumpel hat geholfen. So einfach ist das. Dass der Sündenbock nicht der Mörder war, muss man aus der Geschichte mittlerweile gelernt haben.
Wie sieht es nun mit der Evolution aus? Bis zum Durchbruch der Genetik vor 70 Jahren war die Evolutionstheorie höchst umstritten, wurde danach aber umso mehr gefeiert, und jede Alternative wurde verworfen. Die Evolutionstheorie ist die derzeit beste logische Erklärung für die Entstehung der Arten, sie wird jedoch nie experimentell so überprüfbar sein wie die Relativitätstheorie. Als eine Geschichtswissenschaft ist die Evolutionsbiologie der Logik ausgeliefert, und diese treibt manchmal sehr gemeine Spielchen. Ein Paranoiker ist ein Mensch, der logischer denkt, als die Welt in Wirklichkeit ist, und Zusammenhänge sieht, wo keine sind. Ist die Evolutionstheorie vielleicht nur Ausdruck einer Paranoia, die, da die Existenz Gottes nicht beweisbar ist, vom Schlimmsten, vom absoluten Nihilismus ausgeht, bis sie durch das evidente Sinnvolle, Schöne und Gute, durch eine unleugbare göttliche Offenbarung widerlegt wird?
Ich muss gestehen, oder mich feiern lassen, je nachdem, auf welcher Seite die Bornierteren der Leser stehen, ich bin Darwinist. Allerdings glaube ich auch an einige Verschwörungstheorien und bin nicht gerade gemäßigt paranoid. Mein Weltbild ist durch die Logik geprägt, wenn auch nicht durch eine mechanische, sondern durch eine ontologische Logik, welche in der Hegelschen Logik ihre begriffliche Vollendung findet. Jedoch habe ich auch Gefühle, verfüge über die Lebenserfahrung von siebenundzwanzig langen Jahren, und weiß, dass es auf der Welt nicht nur logisch zugeht, insbesondere was das praktische Handeln von Menschen, Personen, Wesen mit einem freien Willen, betrifft. Sobald ich Gott als eine Person denke, kann ich mir nichts Unvorstellbares mehr vorstellen. Eine allmächtige Person mit einem freien Willen und einer unbegrenzten Phantasie kann spielend eine Welt wie die Unsere erschaffen, und es wie Evolution aussehen lassen; Descartes, welcher behauptete, der wahre Gott würde uns niemals täuschen, hatte dabei eine unverzichtbare Eigenschaft eines jeden Wesens mit einem freien Willen aus dem Blick verloren - den Sinn für Humor.
Montag, 12. März 2018
BDSM Ticker (4): Das schöne Subjekt
Wer Schönheit perzipiert, und in ihr das Ästhetischgute erkennt, zeigt sich als ein moralisch gesundes (noch nicht moralisch gutes, aber potentiell moralisches), vollwertiges Subjekt. Die Anlage zur Tierheit im Menschen verleitiet ihn nun zum sexuell-konsumtiven Verzehr der Schönheit am anderen Menschen. Da nur Frauen überhaupt schön sein können, kann ein ästhetisches Subjekt nur Frauen begehren; wer Männer "begehrt", ist ein ästhetisches Objekt, und begehrt eigentlich nicht sein Objekt, sondern das Begehrtwerden durch ein Subjekt. Da es nun um sexuelle Begierde geht, ist der Begehrtwerdenwollende ein Sexualobjekt, während der Objekte begehren Könnende ein Sexualsubjekt ist.
Ein heterosexueller Mann ist zwar ein Subjekt, aber ein natürliches, seiner Subjektivität in der Regel nicht bewusstes. Eine lesbische Frau, die sich selbst als schön erkennen kann, und nicht das Begertwerden, sondern die Schönheit begehrt, ist ein selbstbewusstes, geistiges, nicht bloß natürliches Subjekt. In einem Staate, der Ästhetik zur Staatsreligion hätte, stünden schöne lesbische Frauen an der Spitze, den Lehrstand würden gewöhnliche Lesben ausmachen, und den Wehrstand besonders wählerische heterosexuelle Männer.
Samstag, 3. März 2018
BDSM Ticker (3): Destruenten
Es gibt diese naiven Optimisten mit ihrem unerschütterlichen Urvertrauen. Sie sind die unbewussten Produzenten. Die bewussten Produzenten sind alle Menschen, die unabhängig von der Intuition (der Nichtigkeit aller Produkte und der Ungerechtigkeit im Konsum) oder ihr entgegen die psychische Substanz der Welt aufbauen, sich aufopfern.
Es gibt Menschen, die psychisch auf Kosten anderer leben: unbewusst (weil erwünscht - das sind in der Regel Kinder), oder bewusst (andere unterdrückend: Tyrannen, Machtmenschen usw). Das sind die Konsumenten der psychischen Substanz.
Die Problembären sind nun die Destruenten, weil sie Lebendes als Totes konsumieren. Um etwas genießen zu können, müssen sie es zuerst töten. So genießen sie z. B. beim Geschlechtsakt ausschließlich den Körper, und nicht die ganze Person des Konsumierten. So wandeln die Destruenten pausenlos Lebendes in Totes um, um es als Totes - meist später, irgendwann, - zu konsumieren. Sie haben ein gestörtes Verhältnis zum Leben und zum Lebendigen.
Wenn nun ein Konsument einen Produzenten sagen wir mal auf die BDSM-Art konsumiert, nimmt er ihn als ganze Person, weshalb der Schmerz und der Kontrollverlust des Produzenten durch ein Hochgefühl des Begehrtseins und der Selbstauflösung in einen realen Willen ausgeglichen wird. Konsumiert hier ein Destruent, so handelt es sich um bloßen Sadismus gegen eine Sache; der Destruent verhält sich zum Produzenten wie zu einem Toten, und daher seinerseits wie ein Totes.
Da es ohne Feigheit keine Angst vor dem Leben gäbe, und das hier aufgeworfene Problem gar nicht existieren könnte, muss also auch von der überdimensionalen Feigheit ausgegangen werden, wenn Prognosen über Handlungsweisen der drei genannten Typen abzugeben sind. Der Produzent produziert für alle, seinem Produkt droht zwar die unautorisierte Konsumtion, aber der Produzent selbst wird von seiner Mitwelt im Produzieren bestärkt, da er für sie produziert. Beim Konsumenten sieht es anders aus - da gehört auch ein gewisser Status dazu, um autorisiert konsumieren zu können. Nur wenige potentielle Konsumenten konsumieren also genug zu ihrer Zufriedenheit. Der Destruent kann nur unautorisiert konsumieren, da seine Konsumtionsweise nekrophil ist, also im Verhältnis zum Lebendigen mörderisch. Ein Bruchteil der Destruenten zerstört etwas anderes, als sich selbst. Die große Seuche heißt also Selbstdestruententum, oder, alltagssprachlicher, Selbstzerstörung.
Der Nihilismus kann die Angst vor der eigenen kriminellen Courage nicht nehmen, denn er garantiert für nichts. Im Nihilismus findet sich keinerlei Ermutigung für den Destruenten. Die Erkenntnis der Nichtigkeit aller möglichen psychischen Produkte kann hingegen für mögliche Konsumenten hilfreich sein, die mit zu viel Ehrfurcht an die Sache heran gehen, und sich nicht trauen, sich zu nehmen, was wenn nicht ihnen, dann eben einem Anderen gegeben wird.
Mittwoch, 28. Februar 2018
BDSM Ticker (2): Carnivoren
Wenn ein Mann über eine Frau sagt, diese sei alt und verbraucht, dann meint er nicht eine 60-jährige Frau aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters, und auch nicht eine 40-jährige Frau wegen nachlassender Frische ihre Haut, sondern in der Regel eine 30-Jährige, wenn nicht sogar eine 20-Jährige, und meint damit, dass diese Frau von so vielen Männern gefickt wurde, dass sie nun eben verbraucht ist. Wie ein Drops, der gelutscht ist.
Betrachten wir den Menschen zuerst als potentielles Sexualobjekt, und setzen wir ihn mit dem tierischen Leben gleich. Weibliche Sexualität ist vegetarisch: Frauen naschen, aber sie verbrauchen nicht. Man google mal Pornoclips wie "N. N. dominates Justine Joli", und vergleiche sie etwa mit einem heterosexuellen Porno mit Sophie Moone. Ein Mann von Geschmack würde Justine Joli nach dem Betrachten des Films noch durchaus begehren, aber Sophie Moone würde er, wenn überhaupt, dann früher als der Clip gedreht wurde, gehabt haben wollen. Heute ist dieser Drops gelutscht. Männliche Sexualität ist auf der ideellen Ebene das, was Fleischkonsum auf der materiellen Ebene ist.
Betrachten wir den Menschen nun als Sexualsubjekt, so gleicht die Frau einer Pflanze und der Mann einem Tier. Hans Jonas misst dem Tier in "Organismus und Freiheit" nicht bloß eine größere Freiheit zu, als der Pflanze, sondern stellt das Tier auf eine höhere Ordnung der Freiheit. Der Mann hat einen höheren natürlichen Subjektstatus, - er lutscht den Drops nicht nur, sondern löst ihn auf, verdaut ihn. Politisch korrekter sprich männerfeindlicher formuliert: der Mann ist ein gefährlicherer Umweltzerstörer als die Frau; wo eine Frau gewütet hat, wächst, wie nach einem Waldbrand, recht bald wieder neue Vegetation, aber wenn der Mann sexuell konsumiert hat, ist das Objekt, wie nach einer nuklearen Explosion, im menschlichen Zeitmaß für immer radioaktiv verseucht.
Dienstag, 27. Februar 2018
BDSM Ticker (1): Die Qual mit der Qual
BDSM-Erotik gehört inzwischen zur Allgemeinbildung. Zwar sind die sensibleren Spielarten des Sadomasochismus weiterhin nirgendwo anzutreffen, als in den Köpfen feinerer erotischer Phantasten (das Humanmaterial der potentiellen Darsteller ist zu plump, um diese zu realisieren), doch selbst in der Vulgärliteratur ist das Thema mittlerweile angekommen.
Warum, fragt sich ein kultivierter Genießer erotischer Spielfilme, hat die Erniedrigung einer Frau durch eine andere Frau (vorausgesetzt, sie ist elegant und nicht plump) etwas Würdevolles, wo unsere Maus doch gequält und gedemütigt wird? Warum ist der Anblick einer Frau, die von einem Mann genauso behandelt wird, nichts als widerlich, und weshalb möchte der zivilisierte Zuschauer diesen Mann, je plumper er ist, auf umso menschenverachtendere Art hinrichten?
Wenn unsere Maus mit einer anderen Frau wechselwirkt, dann fühlt es sich auf bestimmte Weise an: es fühlt sich so oder so an, aber niemand wird persönlich davon berührt. Kommt ein Ich ins Spiel, durch einen Mann verkörpert, genießt sich unsere Maus selbst durch den Mann, dessen Körper, Begierde und Persönlichkeit für sie ein bloßes Mittel des Selbstgenusses sind. Handelt es sich um einen eleganten Schönling, der die Frau mit großer Zartheit und Demut berührt, so sehen wir eine Frau, die sich der Würde ihrer Schönheit bewusst wird.
Behandelt der Mann eine Frau respektlos, erniedrigt er sie, so sehen wir eine Frau, die es genießt, dass der Zuschauer an der Beschmutzung der Schönheit leidet. Der Zuschauer fühlt sich sexuell missbraucht, und es ist ein Irrtum, den Mann, der in der Pornographie ein bloßes Mittel, ein Werkzeug, nicht wichtiger als ein Vibrator ist, für einen Täter zu halten, und die Frau, die im Mittelpunkt steht, für ein Opfer oder ein Sexualobjekt für andere (sie wird zum Sexalobjekt für andere, erst indem sie im Selbstgenuss Sexualobjekt für sich selbst ist).
Wohlgemerkt existieren auch sensiblere Spielarten des Sadomasochismus, in denen unsere Maus sich selbst durch einen Mann genießen kann, aber so dass die Würde ihrer Schönheit dadurch nicht besudelt wird, - dies ist aber bestenfalls allgemeinerotische Zukunkftsmusik, und ist gegenwärtig nirgendwo anzutreffen, als in den Köpfen feinerer erotischer Phantasten.
Mittwoch, 24. Januar 2018
Hedonikus: Über die Kugel
1. Götter, die sind, sind die besten unter den Göttern, oder sie wären nicht.
2. Götter, die bessere Götter vor sich sähen, sterbten im Kampfe, bis die besten Götter geblieben, die keine besseren Götter sähen.
3. Die besten Götter erhalten die Welt bestmöglich.
4. Die bestmöglich erhalten werden könnende Welt ist die bestmögliche Welt.
5. Wäre eine Welt, die eine bessere Welt vor sich sähe, wäre sie von den Göttern zerstört und durch eine bessere Welt ersetzt worden, bis sie keine bessere Welt vor sich sähe.
6. Die beste Form ist die Kugel, also ist die beste Welt eine Kugel.
...
11. Da die Welt eine Kugel ist, ist das Unten endlich, und das Oben unendlich.
12. Das Unten strebt zum Mittelpunkt der Kugel, welcher die Mitte der Welt ist. Von der Mitte aus gibt es nur ein Oben und kein Unten.
13. Das Oben strebt ins Unendliche, und es gibt keinen Punkt, von dem aus es nur ein Unten und kein Oben gibt.
...
17. Bewegung ist ein Streben zur Mitte.
18. Widerbewegung ist ein Streben zu einem beliebigen Punkt der Welt.
19. Unbeseelte Körper können Widerbewegung nicht urheben, beseelte Körper können Widerbewegung urheben.
20. Hebt ein beseelter Körper Widerbewegung ur, kann ein unbeseelter Körper sich widerbewegen, bis Bewegung und Widerbewegung sich gleich werden.
...
24. Das Größte und das Kleinste ist das Äußerste und Kugel.
25. Das Innerste, das weder das Größte noch das Kleinste ist, ist nicht Kugel. Wenn Kugel, dann aus Zufall.
26. Das Unendliche und das Nichte ist Kugel.
Dienstag, 16. Januar 2018
Hedonikus: Über das Etwas
1. Bevor Etwer ar, bevor Etwa sa, Etwas as. Etwas nicht konnte immer früher sein, denn irgendetwo Ende war. Ende war, wo nicht Etwas as, aber Nichts nacht.
2. Nichts nacht, und nacht um Nichts, das eben ums ebene Nichts nacht. Da nur Nichts nacht und kein Etwas as, konnte kein Etwas sein.
3. Da Etwas ist, und Nichts nacht, muss aus Nichts Etwas geworden sein, was unmöglich. Nichts nicht nichtet - beim Oon! Also war, was nicht as, nicht nacht, nicht Etwas, nicht Nichts, und das war Können.
4. Können konnte Nichts nichten und nichtnichten; Nichts nacht, und konnte sein, nicht nacht.
...
9. Nichts nacht, konnte nichten und vernichtet sein, oder Etwas werden, womit als Nichts vernichtet sein. Nichts konnte so ins Nichts und ins Etwas vernichtet sein, und war, wo mehr war.
10. Wo Nichts nacht, nun Etwas as. Etwas war nicht Etwer nicht Etwa, in welchem Sinne Nichts, und es nacht, und da es nicht Nichts, so nacht es sich.
11. All Etwas, das sich vernacht, ist nicht Etwas, was ist. All Etwas, was ist, nicht vernacht.
12. Etwas konnte wedernochsein und so oder so sein, und war, was mehr war.
13. Etwas wurde Etwer und Etwa und erhielt sich und etwas blieb als Etwas zurück.
...
16. Mehr Etwas as, weniger Nichts nacht, bis der Welt wurde Rand; im Vorrand Etwas ist, im Hinterrand Nichts nichtet.
17. Und so sei gewusst und überschwiegen, kein Nichts in der Welt. Und sei ungewusst und übersprochen, kein Etwas außer der Welt.
Fragmentus Antiquarius (sehrus altus)
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