Dienstag, 27. Februar 2018
BDSM Ticker (1): Die Qual mit der Qual
BDSM-Erotik gehört inzwischen zur Allgemeinbildung. Zwar sind die sensibleren Spielarten des Sadomasochismus weiterhin nirgendwo anzutreffen, als in den Köpfen feinerer erotischer Phantasten (das Humanmaterial der potentiellen Darsteller ist zu plump, um diese zu realisieren), doch selbst in der Vulgärliteratur ist das Thema mittlerweile angekommen.
Warum, fragt sich ein kultivierter Genießer erotischer Spielfilme, hat die Erniedrigung einer Frau durch eine andere Frau (vorausgesetzt, sie ist elegant und nicht plump) etwas Würdevolles, wo unsere Maus doch gequält und gedemütigt wird? Warum ist der Anblick einer Frau, die von einem Mann genauso behandelt wird, nichts als widerlich, und weshalb möchte der zivilisierte Zuschauer diesen Mann, je plumper er ist, auf umso menschenverachtendere Art hinrichten?
Wenn unsere Maus mit einer anderen Frau wechselwirkt, dann fühlt es sich auf bestimmte Weise an: es fühlt sich so oder so an, aber niemand wird persönlich davon berührt. Kommt ein Ich ins Spiel, durch einen Mann verkörpert, genießt sich unsere Maus selbst durch den Mann, dessen Körper, Begierde und Persönlichkeit für sie ein bloßes Mittel des Selbstgenusses sind. Handelt es sich um einen eleganten Schönling, der die Frau mit großer Zartheit und Demut berührt, so sehen wir eine Frau, die sich der Würde ihrer Schönheit bewusst wird.
Behandelt der Mann eine Frau respektlos, erniedrigt er sie, so sehen wir eine Frau, die es genießt, dass der Zuschauer an der Beschmutzung der Schönheit leidet. Der Zuschauer fühlt sich sexuell missbraucht, und es ist ein Irrtum, den Mann, der in der Pornographie ein bloßes Mittel, ein Werkzeug, nicht wichtiger als ein Vibrator ist, für einen Täter zu halten, und die Frau, die im Mittelpunkt steht, für ein Opfer oder ein Sexualobjekt für andere (sie wird zum Sexalobjekt für andere, erst indem sie im Selbstgenuss Sexualobjekt für sich selbst ist).
Wohlgemerkt existieren auch sensiblere Spielarten des Sadomasochismus, in denen unsere Maus sich selbst durch einen Mann genießen kann, aber so dass die Würde ihrer Schönheit dadurch nicht besudelt wird, - dies ist aber bestenfalls allgemeinerotische Zukunkftsmusik, und ist gegenwärtig nirgendwo anzutreffen, als in den Köpfen feinerer erotischer Phantasten.