Montag, 22. Oktober 2018
Naturverbrechen II: Unfälle
Auch wer das schreibt, ist ein Unfall, also keine Sorge, Unfälle, der Text ist zwar nicht auf eurer Seite, hat aber dieselbe Grippe. Den Asperger-Autisten hält der berüchtigte "man" oft für einen Soziopathen, weil beide mit "man" kein Mitgefühl zeigen. Der Unterschied ist aber: der Soziopath hat wirklich kein Mitgefühl mit dir, dem Autisten tust du voll leid, aber er kann es nicht ausdrücken, zumindest nicht so, dass "man" es versteht. "Man" selbst ist insofern ein Unfall, als dass er für alle sprechen will (alle sollen tun, was man tut usw.), aber eben nicht für alle spricht, weil viele anders sind. Nicole Kidman ist Einsachzig, müsste aber einen Kopf kleiner sein, so niedlich wie sie wirkt. Ein Außen-Außen-Unfall, noch lustiger und banaler als all diese Innen-Außen-Unfälle. Die Welt stimmt einfach nicht. Ein niedliches Gesicht suggeriert eine liebe Maus im Innern, doch es kann eine Amazone sein. Ein Panzerantlitz suggeriert eine unsensible Kröte, die ein dickes Fell hat, aber es kann sich dahinter auch eine bewundernswert ängstliche und entzückend fragile Maus verstecken. Es werden so kindliche Frauen schwanger, dass man die Natur für einen pädophilen Perversen halten könnte, und es sind so mädchengesichtige Männer Machos, dass die Natur das alles komplett in Frauenkörpern hätte unterbringen können. Müssen wir lernen, dass Schönheit nur ein Schlüsselreiz ist, und nichts dahinter steckt? Nein, vielmehr dass unsere Zwecke nicht die Zwecke des Zwecklosen sind: der Naturmechanismus funktioniert auf die eine Art, unsere menschliche Weltwahrnehumg auf die andere. Wir kennen nicht nur ein "es ist so", wir kennen auch ein "es soll so sein", doch leider verwechseln wir beides, und bauen damit kognitive Unfälle. Wäre die Welt nur vernünftig, wäre Nicole Kidman einen Kopf kleiner, und der Steinbrück nicht so nagetierputzig, sondern mehr schröderlike (möglicherweise ist es diese kognitive Dissonanz zwischen dem Charakter und dem Aussehen des Kanzlerkandidaten, die der SPD einige Millionen Stimmen kosten wird). Wäre die Welt überhaupt nicht vernünftig, wüssten wir gar nicht, wie eine vernünftige Welt hätte sein sollen, denn weder Form ohne Materie noch Materie ohne Form kann existieren. Noch mehr Unfälle? Eine hübsche Frau, Babyface, Körpergröße vernünftige 1,60 und drunter, und dann diese breiten Männerhände. Großer, breiter Typ, der sich für jeden Zentimeter über Muthöhe schämt, ein kräftiger Schwächling. Eine Stimme, die nicht zum Gesicht passt, so sehr nicht, dass man meint, jemand anderes würde sprechen. Ein Penis, der zum Körper des schönen Jünglings genausowenig passt, wie die Schwangerschacht zum Körper einen schönen Frau. Augen, die so weit auseinander sind, dass man eine intelligente Person für schwachsinnig hält; eine oben immer breiter werdende Nase auf einem bis dahin ganz hübschen Gesicht. Die Natur hat ihre Dinge eben nicht zum Angucken geschaffen, nichts ist um seiner selbst willen da, alles dient einem mechanischen Zweck. So wie es hässliche Stimmen gibt, gibt es hässliche Sprachen. Sind die nativen Sprecher deswegen weniger romantisch, weil ein romantisches Gedicht in deren Sprache klanglich ein Unfall wäre? Ein Mensch, der einem bis dahin nicht hässlich erschien, ja sogar recht hübsch, geht mit einem an einer Horde eine andere Sprache Sprechender vorbei, und äfft ihre Sprache kurz nach, und schon ist einem, als hätte sein Gesprächspartner eben aus dem Mund eine Kackwurst fallen lassen. Kognitive Dissonanzen können mitunter wie Blowjobs ein Gesicht entweihen, oder den ganzen Menschen. Manchmal wird man vom anderen enttäuscht, beleidigt oder angeekelt, ohne dass der andere etwas dafür kann.