Samstag, 5. Mai 2018
Verschwörungstheorien II: Warum es Gott nicht geben kann
Allein wegen der anschaulichen Symptome diverser Krankheiten kann es Gott nicht geben - das ist aber nur meine persönliche Meinung. Schauen wir uns besser die gängigen und allgemein respektierten Argumente fürs Nichtsein Gottes an:
Wo ist Gott, wenn eine Mutter ihre Kinder abtreibt, zerstückelt und in Blumentöpfen verteilt? Wo ist Gott, wenn Tyrannen in Afrika Menschen nach Lust und Laune massakrieren? Was macht Gott, wenn Jugendliche bis zur Psychopathie gemobbt werden und Amok laufen?
Wo war Gott am Elften September? Wo hat Gott die drei Jahre von 1942 bis 1945 verbracht? Wo war Gott, als die Ukraine vor 80 Jahren mehr als ein paar Brote gebraucht hätte?
Wenn sich Böses lohnt und gute Taten ohne Folgen bleiben, kann es Gott nicht geben. Wenn die widerlichsten Verbrecher ohne Gewissensbisse und geschützt vom Gesetz glücklich leben können, während die selbstlosesten Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit getötet werden oder nach schweren Depressionen sich selbst töten, kann es Gott nicht geben. Einen Gott, dem alles egal ist, was sich auf der Welt abspielt, kann es nicht geben.
Dies alles ist mehr als nachvollziehbar, man möchte gar aufstehen und Beifall klatschen, wäre das kalte herzlose Denken nicht so grausam, daran zu erinnern, dass all dies nichts weiter als normative Urteile sind. Damit ein normatives Urteil gelten kann, muss etwas vorausgesetzt werden, was das ganze System der normativen Urteile, in dem ein bestimmtes normatives Urteil erst sinnvoll sein kann, begründet. In Wirklichkeit begründet nichts das System unserer Werte als die moralische Empörung. Somit sind diese normativen Urteile kaum besser als meine ästhetischen Urteile, dass z.B. wenn die Gliederfüßler ihre Kindheit in der Form verbringen, in der sie diese nunmal verbringen, es einfach keinen Gott geben kann.
Verfolgen wir beide Urteilsformen bis zu ihrem Grund, so ist es letztlich großes, von uns als zu groß , als unzumutbar empfundenes Unbehagen, das der Idee vom Dasein Gottes widerspricht. So viel Leid und Schmerz kann Gott nicht zulassen! - lautet das moralische Empörungsurteil; Mit so etwas Ekelhaftem kann Gott nichts zu tun haben! - lautet das ästhetische Empörungsurteil. Da wir Sinnenwesen sind, ist es Gott vermutlich durchaus sympathisch, dass wir ihn einerseits nicht für ein Arschloch halten können und andererseits vor all dem Dreck unserer Welt in Schutz nehmen wollen. Da er selbst kein Sinnenwesen ist, lacht er über unsere Argumente, um ihn zu widerlegen, wohl genauso wie über unsere gewöhnliche Art, ihn zu beweisen oder zu erkennen.