Donnerstag, 18. April 2024

Zwangsrealität

 

 

 

Warum schauen weise Menschen keine Nachrichten? Weil dort existentiell Subalternes als Zwangsrealität vermittelt wird: dem Nachrichtenzuschauer oder Zeitungsleser werden Aufmerksamkeitskapazitäten zugunsten von Kontingentem gestohlen; Ereigniseintagsfliegen drängen sich auf, das Wichtige wird vom Dringenden verdrängt.


Nachrichten schauen ist wie permanent beim Harndrang der anderen dabei sein: es ist immer dringend, aktuell/akut, und hört nie auf. Mit dem cognitive draining durch Reizüberflutung sinkt die Aufmerksamkeitsspanne und verringent sich die Fähigkeit, Komplexes zu durchdenken. Der Nachrichtenkonsument ist schließlich nur noch fähig, geistiges junk food zu verdauen.


Ob in China ein Sack Tapiokamehl umgefallen ist oder der führende französische Politikerdarsteller sich nachnamentlich umbenannt hat: wer an solchen Nichtigkeiten ein Interesse entwickelt, verlernt das Nachdenken. Die bildlich oder rhetorisch vermittelten Schlüsselreize erschleichen emotionale Anteilnahme, sodass der Nachrichtenjunkie gar nicht mehr denkt, sondern nur noch fühlt, und seine Gefühle für Gedanken hält, d. h. er verblödet.