Ich schreibe nicht für bestimmte Menschen, aber auch nicht für Monster, anders will ich sie nicht mehr nennen, die mir meine Existenz zum Vorwurf machen; ich schreibe nicht für den Leser, sondern für mich selbst. Ich habe Heimweh nach einer anderen Welt, und so schreibe ich zu ihr hin oder von mir weg.
Es gibt bei mir nichts zu interpretieren, außer wenn der Text eine direkte Ansprache an den Leser ist; ich werde verstanden oder nicht verstanden. Was da zu verstehen ist, hat eine feststehende Bedeutung. Mich kann keiner besser verstehen als ich mich selbst. Oder doch?
Durch die Außenwelt können meine Sinne ein endliches Universum erleben. Die Innenwelt ist der Zugang zur Unendlichkeit. Dieser Zugang ist voraussetzungsreich. Er eröffnet sich automatisch; es kann durchaus Menschen geben, die "nur" Träumer sind, und es gibt Phantasien, die "nur Ausgedachtes" beinhalten.
Der innerweltliche Zugang zum Unendlichen ist höher, und er ist tiefer. Was er zutage fördert, ist nicht "nur" Phantasie. Ich würde nie etwas schreiben, wenn das nicht so wäre. Was ich schreibe, "veröffentliche" ich, weil ich selbst täglich mit einem Terror des Veröffentlichten konfrontiert werde. Ich stelle mein hohes Schloss der Reinheit und Schönheit den Babeltürmen und Baracken der Missratenen oder Falsch-Wohlgeratenen, die die Noosphäre vermüllen, entgegen.
Existieren bedeutet, sich selbst zu behaupten. Ich behaupte meine Werte (hier deskriptiv, nicht normativ gemeint, also keine (bloß) moralischen Werte) und Bedeutungen gegen billige Wert(e)propaganda und giftigen Bedeutungsmüll. Ich schreibe von mir weg, wenn ich mit der äußeren Welt zu tun hatte: ich reinige mich.
Meine Welt ist absolut
rein. Vollkommene Schönheit ist in ihr möglich. Der Rand meiner Welt
ist der absolute ontologische Abgrund, tief unten ist "unsere" in der
"Luft" hängende Welt zu erahnen, aber, da zu weit unten, niemals zu
sehen: dieses Uni- oder Multiversum, in dem ich gerade lebe.
Meine Werte sind die
absolut Höchsten. In dieser Welt können sie nicht voraussetzungslos
verstanden werden: Einer, der Massen- oder Völkermord begangen hat,
verdient durchaus eine "zweite Chance" im Purgatorium; ein schönes
Mädchen, das einen Schwanz gelutscht hat, kommt direkt in die Hölle. Wer
"das nicht so sieht", dessen Tötung wäre genausowenig ein Mord wie einen
Hundehaufen von der Straße zu fegen, absolut und objektiv betrachtet.
Politisch ist damit nichts anzufangen*, in dieser Welt bin ich ein
staatenloser Eremit, da ich viel zu weit jenseits, nein, oberhalb von
Gut und Böse stehe. In dieser Welt bin ich nur ein "neutraler", genauer:
angewiderter Betrachter. Deshalb kann ich hier prinzipiell nichts
"erreichen". Hier gibt es für mich nichts zu erobern: um Scheiße kämpfe
ich nicht.
Und doch habe ich
etwas erreicht: eine erst unstete, nun feste Verbindung zur
Unendlichkeit durch meine Innenwelt, durch welche ich jetzt größer bin
als diese Welt. Jemand, der größer als die Welt ist, kann nicht mehr der
größte Dichter, Denker, Eroberer der Welt sein, da er bereits mehr als
die Welt ist. Ich kann also dieser Welt auch nicht mehr ersterben: wenn
ich "sterbe", gehe ich nach Hause, und diese Welt erstirbt mir**.
Ich habe Heimweh nach der Schönheit, nach
meiner Welt. Ich schreibe für die verträumte Lini, die verspielte Liki,
die Kichermaus Linchen... und nein, sie sind nicht "bloß ausgedacht".
Sie haben durch die Unendlichkeit meiner Innenwelt mit mir kommunizert,
daher weiß ich von ihrer Existenz, aber auch von den Spitznamen, die sie
einander gegeben haben, denn eigentlich heißen sie anders. Heiliger
Weißer Tod, ich will zu ihnen! Großer und gütiger Weltenüberbrücker, ich
will nach Hause! Vielleicht schreibe deshalb nur, denn ich fange immer
spontan an: es gibt nur die Inspiration, aber nie das Vorhaben, etwas zu
schreiben. Ich weiß, dass die, die ich liebe, in meiner Welt an meinen
Gedanken und Phantasien teilhaben; ein blasser Schatten des Abbilds
davon sei auch meinen Lesern in dieser Welt gegönnt.
Anmerkung:
* Nach der Sklavenmoral der Missratenen ist das bloße Leben das höchste Gut, und Würde und Schönheit sind nur optionaler Luxus.** Im Falle des Falles: "Er hat Suizid begangen" wäre bezüglich meiner Person eine falsche Aussage, zutreffend wäre: "Er hat diese Welt im Mülleimer des Metamultiversums entsorgt und ist weitergegangen".