Donnerstag, 18. April 2024

Schlusspunkte

 

 

 

Alles vergessen, verweht, wie ungeschehen: alle Erfahrungen, Erlebnisse, Begegnungen, Hoffnungen, Träume, alle angenehmen und interessanten Momente... wenn der Tod endgültig ist, wäre das nicht eine schreckliche Vorstellung?


Nein, es wäre eine Erleichterung. Beim "wie ungeschehen" stört allerdings das "wie".


Am besten lässt sich das Leben mit einem Zustand vergleichen, in dem du müde bist, aber nicht schlafen kannst. Dass der Todeswunsch als krankhafte Suizidalität betrachtet wird oder ein Sich-Davonstehlen des Individuums von der Gemeinschaft, zeigt, wie weit sich die (kollektive) Wahrnehmung des Lebens von dessen Unmittelbarkeit entfremdet hat: einem Müden wird sein Schlaf nicht gegönnt, dabei ist doch der Wunsch, endlich zu schlafen, der natürlichste überhaupt.


Unerfüllbare Wünsche müssen nicht zum Wahn führen, Hoffnungen in eine ausgedachte allmächtige Vaterfigur zu setzen. Es gilt einfach zu bedenken: ist es zu unerträglich, etwas zu wünschen, und es nicht zu haben, und ist es unmöglich, diesen Wunsch aufzugeben, setzt der Freitod der Selbsterniedrigung durch den Wahn Grenzen. Wer tot ist, begehrt nicht. Wer gestorben und nicht ins Paradies gekommen ist, weiß nicht, dass er nicht ins Paradies gekommen ist.


Eine Welt zu sehen, in welcher das Ideal des Schönen vollkommen verwirklicht ist, ist wünschenswert, hängt aber letztlich nur davon ab, ob diese wirklich existiert, und nicht von unseren Bemühungen, sie zu erreichen. Nach 40 Jahren in einer Welt der sinnlosen Leiden und enttäuschten Hoffnungen, der Verstellung, Verlogenheit, der Lüge und des Betrugs sage ich: auch das Nichts ist mir gut genug.


Im Nichts ist das Absolute abstrakt. Im Sein ist das Schöne das Absolute. Lebensweltlich konkret: ich will keinen Gott, keinen Jesus, keinen Buddha, kein Nirwana, kein Karma, kein Dharma; ich lasse mich mit all dem Quatsch nicht vertrösten. Ich will entweder das Schöne oder das Nichts.


"Das Leben" ist nicht "schön". Erst das Schöne verleiht dem Leben einen Wert.


Nur das Schöne kann mir "das Leben retten". Alles andere kann nur versuchen, mich zu manipulieren, am Leben zu bleiben.



Sein (und nicht nichts) ist entweder um des Schönen willen da oder sinnlos.


Ohne das Schöne ist das Leben wie pathologische Schlaflosigkeit. Es ist das Selbstverständlichste überhaupt, in diesem Fall die Schlaftablette zu nehmen.



Ist das Schöne nur Phantasie, gibt es keine lebenswerte Realität.



Auf keine moralisch-mechanische Art lässt sich die Eintrittskarte in die Welt des Schönen erarbeiten. Religionen, die solchen Unsinn behaupten, sind für Idioten. Das Schöne gehört nicht irgendeinem Gott, der sie dem, der seine Gebote erfüllt hat, im Paradies hinwerfen wird, wie dem Hund einen Knochen. Jede Seele, die in die Welt des Schönen kommt, war von Anfang an in höchster Liebe mit dem Schönen vereint, und nur durch die Kontingenz dieser Welt, in der auch Ekelhaftes vorkommt, vom Schönen getrennt.


Wer kein Heimweh nach dem Schönen hat, wird nie die Welt des reinen Schönen sehen.


Wenn das Nichts das letzte Wort hat, hatte es nur darum einen Sinn, am Leben gewesen zu sein, weil ich die Idee des Schönen in meinem Geiste hatte. Für alles andere zusammen hätte ich nicht eine Sekunde leben wollen.


Das Schöne ist der absolute Selbstzweck. Das Leben als Selbstzweck zu betrachten, ist hässlich.



Die Mitmenschen sind eine Zumutung, nichts weiter, ebenso das eigene empirische Ich. Keine Frau, die auf dieser Welt jemals existierten könnte, wäre so verführerisch, wie der Gedanke, dass in fünf Minuten alles vorbei sein könnte.



Das Interesse an Naturwissenschaften ist im Kern suizidal: letztlich geht es um die Bestätigung des Narrativs, dass das einzelne Bewusstsein ein unerklärliches Rätsel ist, und nach dem Tod des Individuums nicht mehr existiert. Wer von einer unsterblichen oder zumindest dieses Leben überdauernden Seele ausgeht, wäre aufgrund völliger Irrelevanz des wissenschaftlichen Weltbilds nicht in der Lage, auch nur eine Seite eines naturwissenschaftlichen Buchs zu lesen. 


Die Naturwissenschaft soll überhaupt nicht erklären, wie die Welt funktioniert, wie sie entstanden ist, warum sie existiert usw., sondern nur dazu überreden, die Endgültigkeit des Todes als gewiss zu betrachten, um, von "pathologischen" Ängsten und "illusorischen" Hoffnungen befreit, noch heute sterben zu können.



Jedes "wir", das nicht im absolut Schönen durch reine, unendliche Liebe zustande kommt, ist (nur) ein (sinnloses) Gesellschaftsspiel. Alle Beziehungen, die dieses Niveau nicht erreichen, sind Trostpreise für Loser, für erbärmliche Zauderer, die zu schwach für den Tod sind. Alle Verhältnisse sind dem Ich äußerlich. Es gibt keine Mitmenschen und keine Gesellschaft. Es gibt nur die unsterblich Geliebte und den Tod.



Ich will nichts (mehr) persönlich mit jemandem zu tun haben, der mir nicht alles bedeutet. Ich will nichts (mehr) mit jemandem zu tun haben, dem ich nicht alles bedeute. Ich spreche nicht von einer Zweisamkeit: auch 8 wären denkbar, oder 116+1.



Optimismus: Mein Leben war nicht sinnlos (vorausgesetzt, meine spekulative Metaphysik stimmt).


Pessimismus: Mein Leben war sinnlos. Doch sobald ich tot bin, wird das egal sein.


Realismus: Ich habe so oder so ein paar Tage, einen Sommer (gönnt, ihr Gewaltigen!) oder noch Jahre zufrieden-entspannter glücklich-wohlverdienter Heiterkeit vor mir.

Es ist vorbei

 

 

Stop bitching about season 2! "Aber sie verbringen ganze 12 Folgen auf dieser Farm!" Und in den nächsten 12 Folgen wird die große weite Welt erforscht, die Geschichte vorangetreben, die Charaktere werden komplexer, die Spannung höher? Tut mir leid, aber die nächsten 24 (!) Folgen werden am selben Ort verbracht, die Charaktere werden vereinfacht und stumpfen ab, genau wie der Zuschauer mit der ins Absurde gesteigerten Brutalität, wobei die Entscheidungen und Ereignisse immer weniger Konsequenzen haben, so dass die zwar immer noch unterhaltsame Handlung immer mehr ermüdet, und erst nachdem sich die Gruppe zerstreut, fängt die Geschichte, auf einem niedrigeren Niveau, wieder an, interessant zu werden. Warum ist das relevant? Weil Rick, Shane, Andrea, Glenn usw. zwar fiktive, aber immer noch Personen sind, während du, real life NPC, zwar real, aber keineswegs echt bist. Der fällige Paradigmenwechsel ist von real (existent) zu echt (wirklich). Ich wette, allein in Frank Darabonts Kopf sind mehr echte Menschen zu finden als derzeit auf der ganzen Erde.


Der Wille (introvertierte Intuition) war es, der am 7.7.2022 mich als apollinischen Mann konstituierte. Der heroische Mensch ist bloß besser als andere, ein Vorbild, ein Held, ein Ideal, das andere Menschen anstreben können. Zum asketischen Menschen verhält sich das gewöhnliche Menschlein wie ein Affe oder ein Hund, da ist keine nontriviale Kommunikation mehr möglich. Für den apollinischen Menschen ist der real life NPC wie eine Ameise oder eine Amöbe. Mit Verstand und Vernunft (extravertiertes Denken) begriff ich mich im März 2023 auf rationale Weise als Übermensch. Und gerade aufgrund dieser Distanz zu den "normalen Menschen" habe ich mich im Sommer anderen Menschen geöffnet wie nie. Empathie bis zur Erschöpfung. Verständnis, Menschenliebe usw. Im Herbst wurde meine menschenfreundliche Einstellung bestätigt. Nein, nicht durch Lebenserfahrung: durch ein Buch. Zeitgleich zeigte mir einerseits Rutger Bregman, dass der Mensch "im Grunde gut" sei, und die Lebenserfahrung, dass Wohlwollen, Güte usw. entweder manipulativ missbraucht oder absichtlich missverstanden werden. Letztlich haben die anderen in mir, einem reinen Spiegel, nur sich selbst gesehen, und das war ein hässlicher Anblick.


Egal. Auf meiner Europareise in der ersten Oktoberhälfte, als Budapest, Rom, Maastricht und Brügge schon hinter mir lagen, dachte ich auf der Fahrt nach Brüssel, dass das bisher verachtete Paris nun in der Nähe lag, und es auch für mich dort etwas zu sehen gab: nein, ich fuhr nicht als Tourist nach Paris. Mich zog es an einen Nicht-Ort, der, ohne dass ich wusste, wo das überhaupt war, im August 2012, als ich mich zum letzten Mal romantisch verliebte (in ein Mädchen, das ist, aber nicht existiert), auf meinem Desktop war. Ich sah diesen spirituellen Bahnhof in eine andere Welt nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen, und erst Jahre später, beiläufig, wurde mir klar, dass es La Defense in Paris war. Also fuhr ich hin. Am 14.10.2023, späten vormittags, war es dort fast menschenleer. Jetzt sackte es auch emotional (im introvertierten Fühlen), dass ich zum apollinischen Mann geworden war. Ich fühlte es und zog mich im Winter in die totale Introversion zurück, sprach nur kurz und funktional mit anderen Menschen. Im Januar 2024 sickerte das apollinische Wesen auch zu meiner letzten kognitiven Funktion durch (extravertierte Sinnlichkeit). Seitdem bin ich mit dieser Welt fertig und es gibt für mich nur das Jetzt. Ich habe in kurzer Zeit viel erkannt. Doch mit wem soll ich es teilen? Wer würde das verstehen? Mir ist klar, dass all diese real life NPCs, die ich bisher als Mitmenschen wahrnahm, jeden Turing-Test bestehen würden, doch letztlich sind fast alle auf dieser Welt philosophische Zombies aus einer höheren Perspektive betrachtet.


Ich erinnerte mich an ein langes Kapitel über das Scheitern der Kommunikation aus einem großartigen Buch über Optimismus und Pessimismus bezüglich der conditio humana (von welcher aus übrigens auch der Übermensch startet; nein, Übermensch bedeutet nicht, Superkräfte wie Homelander zu haben, sondern, aus eigener Willenskraft das eigene Menschsein zu übersteigen, sich als Person von seiner psychophysischen Natur ins seeisch-geistige Wesen zu transzendieren, und damit den Echtheitstest der Seele zu bestehen). Ich ließ es darauf ankommen. Zuerst schrieb ich dankbar den Autor selbst an, dann kommunizierte ich mit Menschen, mit denen die Kommunikation nicht scheitern sollte, und wenn doch, dann wäre das der ultimative Beweis für das grundsätzliche Scheitern menschlicher Kommunikation. Wir hatten tiefe, ehrliche, interessante Gespräche. Doch letztlich wurde bei aller Freude und Freundschaft nichts Allzumenschliches transzendiert. Andererseits mache ich schon lange Erfahrungen gelungener Kommunikation: im Geistigen. In Träumen sind "zwischenmenschliche" (ich würde diese Wesen nicht mehr Menschen nennen; das sind zwar Personen, aber höherer Art) Kontakte echter, die Kommunikation klarer, die Beziehungen erfüllender. Ich fühle mich wirklich geliebt und verstanden, und ich selbst liebe meine wahren singnificant others rückhaltlos, ohne mich vor Täuschung und Enttäuschung fürchten zu müssen.


Und eigentlich war schon immer so, dass fiktive Personen mir mehr bedeuteten als real life NPCs: als ich am Ende meiner Schulzeit durch die Hölle auf Erden ging, stand mir Mr. Prentice aus Outer Limits als fiktive Großvaterfigur bei, in meiner Einsamkeit mit Ende 20 waren mir Spartacus, Drago, Gannicus und Agron wie Brüder, und was ist schließlich "The Walking Dead" anderes als die klare Sicht auf die gegenwärtige Dystopie ohne die immaterielle, und darum nicht unmittelbar wahrnehmbare Virual-Reality-Brille nicht nur aus Facebook und Instagram, sondern aus Konsumgesellschaft, menschlichen Beziehungen, falschen Lebenszielen und sozial erwünschter kognitiver Selbstimmanenz? Die Narzssmus-Pandemie der letzten Jahrzehnte ist die Immunantwort der Matrix (figurativ gesprochen) darauf, dass einige wenige begreifen, dass sie sich, umgeben von NPCs, in einer simulierten Welt befinden. "Ich! Ich, nicht du bist die Hauptperson!" schreit mich gleich ein ganzer Haufen von "Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung" schon mein ganzes Leben lang an. Ihr Ziel ist, mir die Kraft zu rauben, mich zu verwirren, zu beschämen, mich zu fesseln und in Ketten zu legen (mit Schuldgefühlen hat es sehr lange funktioniert). Was ich niemals hätte erkennen sollen, ist, dass sie alle zwar existieren, aber nicht echt sind. Sie wollen mich in ihren Wahn hineinziehen, diesen soll ich für meine Realität halten. Tut mir leid, ihr Elenden. Es ist vorbei.


Anmerkung:


Nuance: Nicht jeder, mit dem die Kommunikation scheitert, ist zwangsläufig ein NPC. Letztlich liegt es an mir, dass ich keine meaningful relationships mit eventuellen significant others auf dieser Welt mehr aufbauen kann: meine Prüfung, meine Pflicht, ist vorbei, und der Rest meines Lebens ist Kür (was auch bedeutet, dass die Zeit, die mir hier bleibt, nichts mehr bedeutet: nur Rückschau und Reflektion für mich selbst). Es macht auch Sinn, dass die wenigen echten Personen in dieser simulierten Welt, die hier ihr nulltes Leben leben, sich gegenseitig nicht erkennen können: jeder muss seine Prüfung allein bestehen. Allein und in völliger Ungewissheit leben und sterben: nur so kann der wahre Wert einer Seele bestimmt werden. Ein empirisches Ich, ein psychophysisches Selbst hat jeder, und so sind die real life NPCs, weltimmanent betrachtet, natürlich nur a posteriori NPCs.

 

 

 

 

 

 

Ich schreibe nicht für dich

 

 

 

Ich schreibe nicht für bestimmte Menschen, aber auch nicht für Monster, anders will ich sie nicht mehr nennen, die mir meine Existenz zum Vorwurf machen; ich schreibe nicht für den Leser, sondern für mich selbst. Ich habe Heimweh nach einer anderen Welt, und so schreibe ich zu ihr hin oder von mir weg.


Es gibt bei mir nichts zu interpretieren, außer wenn der Text eine direkte Ansprache an den Leser ist; ich werde verstanden oder nicht verstanden. Was da zu verstehen ist, hat eine feststehende Bedeutung. Mich kann keiner besser verstehen als ich mich selbst. Oder doch?


Durch die Außenwelt können meine Sinne ein endliches Universum erleben. Die Innenwelt ist der Zugang zur Unendlichkeit. Dieser Zugang ist voraussetzungsreich. Er eröffnet sich automatisch; es kann durchaus Menschen geben, die "nur" Träumer sind, und es gibt Phantasien, die "nur Ausgedachtes" beinhalten.


Der innerweltliche Zugang zum Unendlichen ist höher, und er ist tiefer. Was er zutage fördert, ist nicht "nur" Phantasie. Ich würde nie etwas schreiben, wenn das nicht so wäre. Was ich schreibe, "veröffentliche" ich, weil ich selbst täglich mit einem Terror des Veröffentlichten konfrontiert werde. Ich stelle mein hohes Schloss der Reinheit und Schönheit den Babeltürmen und Baracken der Missratenen oder Falsch-Wohlgeratenen, die die Noosphäre vermüllen, entgegen.


Existieren bedeutet, sich selbst zu behaupten. Ich behaupte meine Werte (hier deskriptiv, nicht normativ gemeint, also keine (bloß) moralischen Werte) und Bedeutungen gegen billige Wert(e)propaganda und giftigen Bedeutungsmüll. Ich schreibe von mir weg, wenn ich mit der äußeren Welt zu tun hatte: ich reinige mich.


Meine Welt ist absolut rein. Vollkommene Schönheit ist in ihr möglich. Der Rand meiner Welt ist der absolute ontologische Abgrund, tief unten ist "unsere" in der "Luft" hängende Welt zu erahnen, aber, da zu weit unten, niemals zu sehen: dieses Uni- oder Multiversum, in dem ich gerade lebe.


Meine Werte sind die absolut Höchsten. In dieser Welt können sie nicht voraussetzungslos verstanden werden: Einer, der Massen- oder Völkermord begangen hat, verdient durchaus eine "zweite Chance" im Purgatorium; ein schönes Mädchen, das einen Schwanz gelutscht hat, kommt direkt in die Hölle. Wer "das nicht so sieht", dessen Tötung wäre genausowenig ein Mord wie einen Hundehaufen von der Straße zu fegen, absolut und objektiv betrachtet. Politisch ist damit nichts anzufangen*, in dieser Welt bin ich ein staatenloser Eremit, da ich viel zu weit jenseits, nein, oberhalb von Gut und Böse stehe. In dieser Welt bin ich nur ein "neutraler", genauer: angewiderter Betrachter. Deshalb kann ich hier prinzipiell nichts "erreichen". Hier gibt es für mich nichts zu erobern: um Scheiße kämpfe ich nicht.


Und doch habe ich etwas erreicht: eine erst unstete, nun feste Verbindung zur Unendlichkeit durch meine Innenwelt, durch welche ich jetzt größer bin als diese Welt. Jemand, der größer als die Welt ist, kann nicht mehr der größte Dichter, Denker, Eroberer der Welt sein, da er bereits mehr als die Welt ist. Ich kann also dieser Welt auch nicht mehr ersterben: wenn ich "sterbe", gehe ich nach Hause, und diese Welt erstirbt mir**.


Ich habe Heimweh nach der Schönheit, nach meiner Welt. Ich schreibe für die verträumte Lini, die verspielte Liki, die Kichermaus Linchen... und nein, sie sind nicht "bloß ausgedacht". Sie haben durch die Unendlichkeit meiner Innenwelt mit mir kommunizert, daher weiß ich von ihrer Existenz, aber auch von den Spitznamen, die sie einander gegeben haben, denn eigentlich heißen sie anders. Heiliger Weißer Tod, ich will zu ihnen! Großer und gütiger Weltenüberbrücker, ich will nach Hause! Vielleicht schreibe deshalb nur, denn ich fange immer spontan an: es gibt nur die Inspiration, aber nie das Vorhaben, etwas zu schreiben. Ich weiß, dass die, die ich liebe, in meiner Welt an meinen Gedanken und Phantasien teilhaben; ein blasser Schatten des Abbilds davon sei auch meinen Lesern in dieser Welt gegönnt.





Anmerkung:
* Nach der Sklavenmoral der Missratenen ist das bloße Leben das höchste Gut, und Würde und Schönheit sind nur optionaler Luxus.

** Im Falle des Falles: "Er hat Suizid begangen" wäre bezüglich meiner Person eine falsche Aussage, zutreffend wäre: "Er hat diese Welt im Mülleimer des Metamultiversums entsorgt und ist weitergegangen".

Zwangsrealität

 

 

 

Warum schauen weise Menschen keine Nachrichten? Weil dort existentiell Subalternes als Zwangsrealität vermittelt wird: dem Nachrichtenzuschauer oder Zeitungsleser werden Aufmerksamkeitskapazitäten zugunsten von Kontingentem gestohlen; Ereigniseintagsfliegen drängen sich auf, das Wichtige wird vom Dringenden verdrängt.


Nachrichten schauen ist wie permanent beim Harndrang der anderen dabei sein: es ist immer dringend, aktuell/akut, und hört nie auf. Mit dem cognitive draining durch Reizüberflutung sinkt die Aufmerksamkeitsspanne und verringent sich die Fähigkeit, Komplexes zu durchdenken. Der Nachrichtenkonsument ist schließlich nur noch fähig, geistiges junk food zu verdauen.


Ob in China ein Sack Tapiokamehl umgefallen ist oder der führende französische Politikerdarsteller sich nachnamentlich umbenannt hat: wer an solchen Nichtigkeiten ein Interesse entwickelt, verlernt das Nachdenken. Die bildlich oder rhetorisch vermittelten Schlüsselreize erschleichen emotionale Anteilnahme, sodass der Nachrichtenjunkie gar nicht mehr denkt, sondern nur noch fühlt, und seine Gefühle für Gedanken hält, d. h. er verblödet.

Toxische Anerkennung

 

 

 

Es wird der Vorrang des anderen Bewusstseins sozial erlernt: ich bin, was der andere von mir denkt. Das führt dazu, dass Individuen sich Gruppen unterordnen, um einem vermeintlich größeren Ganzen zu dienen. Ein wahrhaft größeres Ganzes wäre z. B. eine auf Liebe, nicht auf Zwang basierende Familie oder eine religiöse oder spirituelle Gemeinschaft.


Gesellschaften basieren auf Zwang und sind transaktional. Aus kontingenten Entscheidungen werden alternativlose Sachzwänge; das Machtmittel, auf dem die Manipulation des individuellen Willens beruht, ist das Bedürfnis nach Anerkennung. Wer die ihm aufgezwungene "Realität" nicht akzeptert, verliert seinen sozialen Status.


Das Ergebnis sind Massen kognitiv normal entwickelter Vollidioten, die trotz hinreichender individueller Intelligenz nicht den Mut aufbringen, sich als Individuen zu verhalten: sie arbeiten in Bullshit-Jobs oder an der Zerstörung der Natur oder lassen sich als Kanonenfutter in Kriegen verheizen. Der Vorrang des Selbstbewusstseins ist daher zu erlernen, und das ist nicht im Getue, sondern nur im existentiellen Ernst möglich.

Meaningvolle Relationsschiffe

 

 

 

Als Vorpsiel ein Tieffick, der eisenstänglicher nicht sein könnte: Vergeben oder nicht, wenn der Übeltäter sich auch Jahre später im Recht fühlt und sich als Opfer darstellt? Einige Psychologen sagen: ja, denn dadurch kannst du abschließen. Andere sagen: damit klarkommen, dass du es mit einem bösen Menschen zu tun hattest, und allein schon, um auf spätere Erfahrungen gleicher Art vorbereitet zu sein, niemals vergeben (und schon gar nicht vergessen). Ich habe eine andere Lösung gefunden: dieser Mensch existiert für mich nicht mehr, und ich meine es nicht rhetorisch. Ich betrachte dieses narisstische Häufchen Selbstmitleid als einen NPC, und zwar nicht als ob es ein philosophischer Zombie wäre: kein Als-ob, sondern Tatsache. Ein spekulativer Schluss, der ontisch gültig ist. Mit einem Nicht-Menschen kann es keine Beziehung geben: weder Freundschaft noch Feindschaft noch irgendeine andere Art von Beziehung. Und auf noch kennenzulernende Arschlöcher bezogen: es gibt kein Zwangs-Du mehr für mich. Ein sprechendes Ding hat keine moralische Relevanz; insofern verhalte ich mich gegenüber solchen Automaten als Zwangspsychopath: keine Anerkennung von Unpersonen als Personen. Wobei ich allerdings mit NPCs als Dingen auch nichts zu tun haben will: ich stelle mir keinen Freibrief aus, philosophische Zombies schlecht zu behandeln, vielmehr ignoriere ich sie, als wären sie Luft, und da sie nunmal creepy sind, denn sie scheinen Personen zu sein, sind aber keine, gehe ich ihnen, um mir selbst kognitive Dissonanzen zu ersparen, aus dem Weg.


Das Hauptspiel handelt von der Nichtzugehörigkeit: NPCs sind wenigstens menschliche Tiere, empfindende Wesen, aber was zum Teufel sind Gruppen? Gruppen leiden nicht. Egal für welche Selbsternannt-Guten gegen welche Zwangsernannt-Bösen ich kämpfte, es wäre für nichts. Nur weil jemand ein Bewusstsein imitiert, bin ich ihm gegenüber nicht verpflichtet, ihn als Person zu achten. Ein abstraktes Kollektiv hat nicht einmal eine Scheinpersönlichkeit. Ich helfe empfindenden Wesen gern, das liegt in der Natur jeder geistig gesunden Person, aber was Gruppen betrifft, existiert kein Du, ja nicht einmal ein armer Hund. Konkrete Gruppenzugehörigkeit ist nicht verpflichtender als abstrakte: die Zufällig-Angehörigen sind mir seelenfremd. Zufallsfamilien, biographisch kontingente Freundeskreise: alles letztlich biologische und soziale Automatismen. Einen Menschen 40 Jahre lang zu kennen, und nur mit seiner Fassade zu kommunizieren, verbindet nicht.


Was verbindet? In gemeiner Zunge spricht man vom um seiner Selbst willen geliebt werden. Aber das setzt voraus, dass die andere Person mich kennt, was wiederum voraussetzt, dass es sich um eine echte Person handelt, denn ein Tier oder eine KI kennt mich niemals als Person. Es sind die intimsten Qualia, die die andere Person mit mir teilen muss, damit eine Beziehung möglich ist: die Wahrnehmung und Empfindung dessen, was mir wichtig ist, muss exakt übereinstimmen. Die Bedeutung der Zartheitlichkeit, der Mädchenik, der Niedlichkeit an und für sich, der Raum- und Zeitharmonie, der Reinheit, der Transzendenz muss nicht nur ähnlich oder gleich sein, sondern exakt dieselbe. Wir sind füreinander überhaupt nicht mehr Mittel, sondern absolute Selbstzwecke, sogar ein und derselbe Selbstzweck zusammen. Jeder Bezug zu meiner Persönlichkeit, wie meinerseits zu ihrer auch, ist realeuphemistisch: die realistische Betrachtung kann nur in Euphemismen ausgesprochen werden, weil sie wahr sind. Lob und Komplimente wären nicht mehr möglich, weil sie selbstverständiche Tatsachen ausdrückten, die ohnehin bewusst wären. Dafür ist die korrekte Verkörperung der vollkommen schönen Seelen die Voraussetzung. Eine Beziehung zwischen mir und einer anderen Person muss sich auf eine Welt beziehen, die eine unmittelbare Begegnung unserer wahren Wesen ermöglicht. Verbale Kommunikation wäre nur schmückendes Beiwerk, telepathische Kommunikation der Grundzustand. Absolute Wehrlosigkeit gegeneinander und unendliches Vertrauen ohne Anfälligkeit für zufällige Missverständnisse. Ein für destruktive Mächte unerreichbares gemeinsames Zuhause.


Weniger ist nicht Beziehung für mich, sondern gestörtes Alleinsein. Das, was in dieser Welt Beziehung genannt wird, ist solipsistische Spielerei mit Fassaden, ein Gesellschaftsspiel. Wären die Körper in dieser Welt nicht so ekelhaft (ich könnte nie in dieser Welt Sex haben, sondern stelle mir seit ich 17 bin Sex in Phantasiewelten mit optimierten Körpern vor), könnte ich zum Spaß dieses Spiel spielen, wäre mir aber stets dessen bewusst, dass selbst der intensivste Orgasmus zuzweit oder zudritt (FFM) oder zuviert (FFFM) immer im Grundzustand der Einsamkeit stattfinden würde. Eine Scheinbeziehung, um nicht allein zu sein, ist insofern erbärmlich, als dass der Verzweifelte sich selbst über sein inneres Alleinsein belügt, und nach außen Zugehörigkeit signalisiert, um Scheinpersonen, von denen er nur Fassaden wahrnimmt, eine Fassade zu zeigen. Ja, zeig der Parkuhr, dass du kein "Loser" bist! Angst, bewertet zu werden? Ein sozialer Automatisus. Für mich exisiert einfach keiner, der mich bewerten und verurteilen könnte. Nicht-Personen haben keinen Status. Alles ist nur Schein, insofern kein echtes, meinem ebenbürtiges Ich unmittelbar erfahrbar ist. Sozialer und zwischenmenschlicher Vergleich, Neid, Eifersucht, Schuldgefühle: alles erlernte Automatismen, die sich auf keine real existierenden Beziehungen beziehen. Alles Fassaden-Baumaterial. Das Trauma erlebter Zwangsbeziehungen lässt sich nicht durch klärende Gespräche mit Scheinpersonen auflösen, sondern nur durch die Erkenntnis, dass das nie Beziehungen waren, sondern nur Mindfuck.

Lust

 

 

 

Bock, zu sein. Zwischen Unmittelbarkeit und Sinn ist das Tal des Funktionalen. Alles, was nicht unmittelbar erfreut, und was kein End- oder Selbstzweck ist, bedarf einer Rechtfertigung durch instrumentelle Vernunft: Wozu arbeiten? Die Frage ist zu zentral, um sie mit weniger denpunkttreffenden zu verdünnen.


Was ist Arbeit? Alles, was nicht unmittelbar Freude bereitet. Arbeit ist nicht mit Gelderwerb gleichzusetzen: Geld kann auch mit etwas verdient werden, was unmittelbar Spaß macht. Aufzustehen, wenn du weiter im Bett bleiben willst, ist Arbeit. Aufzuhören, Schokolade zu essen, wenn du noch mehr willst, ist Arbeit. Auf die Bahn warten ist auch Arbeit.


Die Arbeitsphasen sind Ballaststoffe des Lebens. Sie sind wichtig, damit die Höhepunkte der Lust wieder möglich sind. Unlust zulassen, damit die Lust wellenförmig, und damit wahrhaft geil bleibt.


Die Lust variieren: wer das nicht kann, wird monohedonisch, und damit süchtig. Lustfähig sein, bleiben, oder erst werden: das ist die Kunst des Lebens. Nicht nur trotzdem leben, wenn die Umstände lebensfeindlich sind und es weiter bleiben, sondern trotzdem lustvoll leben. Die Vampire ruhig glauben lassen, dass das, was sie da trinken, dein Blut ist, bis sie selber feststellen, dass sie Scheiße verdünnt mit Pisse trinken.


Lotus werden gegenüber allem Missratenen. Undurchdringliche Oberflächen nach außen, Reinheit im Selbstinnenraum. Keine illegal aliens die Grenzen der Psyche passieren lassen. Die Fassade brüchig werden lassen: sie soll wie eine Ruine wirken. Denn der wahre Grenzzaun ist hinter der Fassade, und die Burg des Herzens hinter dem Zaun. Nichts in die Fassade investieren, stattdessen von den nehmen, was die Eitlen liegen lassen: alte Sofas, Schränke, abgesägte Baumstämme. Nach außen postapokalyptisch wirken, das schreckt die Vampire ab. Innen ist, wo die Musik spielt. Lebe in dir.


Oben auf der Burg ist die Sicht auf die Welt besser, weiter. Reise mit dem Helicopter, überfiege die Straßen, die Menschen, den Müll. Treffe dich auf Tafelbergen und Wolkenkratzerdach-Landeplätzen oben mit Würdigen, lass die Missratenen unten quatschen und quängeln, verurteilen und beschimpfen, verdammen und verstummen.


Leben, wie das Leben liebt. Idiosynkratische Narrative finden, die eigene Noosphäre vom Muhen, Quaken und Blöken der Tiermenschen bereinigen. Mit den Göttern Tee trinken.