Donnerstag, 16. November 2017

Kritische Filmkritik (5)




Cabin Fever (Eli Roth, 2002): Kritischer Nihilismus.


Ein Horrorfilm. Was ist das? Kann man nicht mathematisch definieren, aber Beispiele anführen. "Scream", "The Ring", "I Know What You Did Last Summer" - das sind keine Horrorfilme. "A Nightmare on Elm Street", "28 Days Later" - das sind Horrorfilme. Dem Horrorlaien ist alles dasselbe, ob Mystikthriller, Splatter oder Gruselschocker. Daraus resultieren Erwartungen, die ein wirklicher Horrorfilm nicht erfüllen kann, die er auch nicht erfüllen will.

"Cabin Fever" ist ein klassischer Horrorfilm, wenn man mit Horror wirklich Horror meint, und nicht etwas anderes. Horror hat etwas mit Angst zu tun. Mit roher Angst. Angst ist die Uremotion schlechthin. Das Letzte, was dem Horrorfilm gut tun würde, wären Charaktere, die wie Computer streng nach der Logik handeln. Ein entstellter Kranker bittet um Hilfe. Was tun? Wie wird das entschieden? Auf dem Papier durch das Abwägen von logischen Argumenten. In der wirklich gegebenen Situation durch den Widerstreit von zwei Emotionen: dem Mitgefühl mit dem Kranken und der Angst vor der Krankheit.

Ein tödlicher Virus. Wer damit in Berührung kommt, stirbt innerhalb von drei Tagen. Die junge Frau in der Badewanne weiss, dass sie infiziert ist. Sie weiss, was das bedeutet. Würde sie logisch denken, würde sie etwas Anderes tun als das, was sie im Film tut. Aber würde sie logisch denken können? In der Situation? Nein. Die Szene in der Badewanne gehört darum zu den Besten im Film. Sie will es nicht wahrhaben. Sie will es einfach nicht wahrhaben. Sie ist von der Angst gelähmt. Um die Art von Angst geht es in Horrorfilmen. Wer keine Horrorfilme mag, wird diesen Film auch nicht mögen. Wer den 5-ten Teil der Freddy-Krueger-Saga zu schätzen und zu verstehen weiss, wird auch "Cabin Fever" schätzen und verstehen. Und gesellschaftskritisch ist er auch noch...