Montag, 13. November 2017
Kritische Filmkritik (3)
Law Abiding Citizen (F. Gary Gray, 2009): Das Gesetz des Nihilismus.
Hallo Freundchen, ich will ein Spiel spielen. Vor die liegen zwei Filme: "Final Destination 4" und "Law Abiding Citizen". Was siehst du? Einen herrlichen schwarzhumorigen Horrorthriller und einen fragwürdigen Selbstjustiz-Film? Fein. Wenn Menschen wahllos und grundlos abgeschlachtet werden, eines grausamen Todes sterben, - das gefällt dir, oder? Wenn jemand die grausame Ermordung seiner Familie rächt, gefällt dir das aber gar nicht. Merkst du nicht, wer hier der Perverse ist? Ich gebe dir einen Tipp: es ist nicht wirklich nicht der Zuschauer, der Rache verurteilt, aber sich am Sterben Unschuldiger (nennen wir sie ruhig mal so) ergötzt.
Die deutschen Filmübersetzer gehören zu den besten der Welt. Oft sind ins Deutsche übersetzte Filme interessanter als das englische Original - die Rededuelle des Killers mit dem Taxifahrer in "Collateral" (2004) sind im Original ziemlich platt im Vergleich zur Übersetzung. Aber wenn es um die Übertragung von Filmtiteln ins geliebte Deutsch geht, grenzt die Leistung oft ans Debile, und überschreitet diese Grenze nicht selten. "Gesetz der Rache" nimmt dem Titel das trocken-zynische Element - der gesetzestreue Bürger, wie der Originaltitel wörtlich zu übersetzen ist, legt das Gesetz wörtlich aus und führt es ad absurdum. Einen Foltermord begangen und auf Video aufgenommen? Nicht schuldig, so will das Gesetz.
Es ist höchst fragwürdig, wie der sich für einen eigentlich ganz guten Menschen haltende Zuschauer es schafft, sich jeden Filmabend am sinnlosen Töten zu ergötzen, und sich dabei scheinheiligsterweise über nicht ganz sinnloses Töten aufzuregen. Ist doch nur ein Film? Gewiss. Der mit dem nicht ganz so sinnlosen Töten ist aber auch nur ein Film. Wenn Leichenteile fröhlich durch die Luft fliegen, sollte der Zuschauer, der dem psychopathischen Serienmörder zujubelt, doch auch keine Probleme mit einem Rächer haben, der ganz bei Verstand ist. Hat er aber. Weiß er wenigstens, warum? Ich glaube nicht.