Der Mainstream ist kollektive Intuition. Diese kann auch missbraucht werden (Volkshysterie: Antisemitismus, Hexenjagd). Individuelles Denken ist aber auch nicht fehlerfrei und kann falsch sein.
Der Mainstream ist gut, weil er in der Postmoderne vor Beliebigkeit schützt:
- Der Mainstream ist nicht zynisch (er ist naiv-realistisch)
- Nicht die Mehrheit bestimmt, was Mainstream ist
- Die Meinung der Mehrheit wird vom Mainstream bestimmt
- Was Mainstream ist, bestimmen auch keine Verschwörer hinter den Kulissen
- Der Mainstream ist nicht Verhandlungssache (intuitive Zustimmung)
- Der Mainstream ist nur bedingt ideologisch steuerbar
- Im Mainstream findet der Fluss der Natur seinen Weg
- Ideologische und kulturelle Hindernisse werden umströmt
Kluge Ideen sind nicht direkt durchsetzbar, weil nur 2% der Bevölkerung
sich auf dem Niveau der reflektierenden Intelligenz befinden (ab IQ
130; mit IQ 115 ist nur die kritische Intelligenz erreicht: Skepsis,
Negativismus, Einseitigkeit, und selbst der Bereich von 115 bis 130 ist
in der Minderheit). Die nicht logisch artikulierbare öffentliche Meinung
nimmt Menschen aller Intelligenzstufen mit ins Boot und sorgt für einen
stillen Konsens, der nicht logisch explizierbar, sondern nur
interpretierbar ist (Bauernweisheit lässt sich nicht in Schulwissen
übersetzen).
Das Pendeln zwischen Extremen kennzeichnet eine Gesellschaft mit
schwachem Mainstream (hirngewaschen, zwanghaft, anti-intuitiv). Eine
Modehysterie wird in der Regel von abstrakt-logischen Wahnideen
verursacht; sie ist nicht Mainstream, selbst wenn sie kurzzeitig
herrscht. Das intuitive Gegenmittel ist, wie gegen jeden Terrorismus,
"grimmige Indifferenz" (Herfried Münkler), z. B. das Ertragen
nachvollziehbarer Corona-Maßnahmen bei erhöhter Wachsamkeit gegenüber
Übertreibungen. Im aktuellen Fall des Ukraine-Kriegs darf die
Feststellung antirussischer Stimmungsmache und Propaganda nicht zum den
Schluss führen, es handelte sich von russischer Seite nicht um einen
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.
Selbst in der Ultradekadenz ist feststellbar, dass der Mainstream sich
nach einer Phase der moralischen und sexuellen Verwahrlosung zumindest
dem Erhaltungsniveau der Natur wieder angleicht: die Promiskuität wird
nicht zur Lebensweise der Mehrheit, die meisten Menschen streben immer
noch nach dauerhaften nicht-toxischen Beziehungen; durch zynische Kritik
am "Liebeskitsch" wird Liebe nicht abgeschafft, sondern anders
angegangen; die Entartung der Kultur führt zur zwanglosen Rückkehr zu
den Klassikern.