Du bist in Sicherheit und Wohlstand
aufgewachsen. Du gehörtest dazu, wurdest nicht diskriminiert. Du bist
nicht auf den Kopf gefallen. Du hast keine Behinderungen oder schweren
Krankheiten. Und dennoch hast du es in deinem Leben zu nichts gebracht.
Erfolg muss nicht extravertiert
sein, nicht jeder lebt seiner Natur gemäß nur nach außen. Aber ein
introvertierter Erfolg im Leben, ohne Ochsenziele (Familie, Karriere)
oder Löwenziele (Status, Macht), als Adler oder Adelwolf, zeigt sich im
echten, nicht bloß nach außen gespielten, Glücklichsein.
Du bist gegen den "Mainstream".
Dabei handelt es sich um einen undefinierten, diffusen Feind, der
scheinbar übermächtig ist, doch in Wirklichkeit sich gegen deine
Hasshandlungen nicht wehren kann. Es sind irgendwie alle, die sich
irgendwie angepasst haben, und nicht wie du, stolz und unabhängig
sind. Und es ist gleichzeitig auch keiner: deine Rundumschläge richten
sich gegen die Luft.
Menschen mit Migrations- oder einem
anderen schwierigen Hintergrund sind nie ostentativ gegen den
Mainstream: sie haben andere Sorgen. Aber abgesehen von selbsterklärten
Opfergruppen, die sich und noch mehr anderen das Leben schwer machen,
mit oder ohne dass sie es selbst schwer hatten, sieht keiner diesen
Gegner aus Luft, den du so engagiert bekämpfst, dass alles andere, und
somit du im Leben, zu kurz komm(s)t.
Wer gegen Fremdenfeindlichkeit oder
Homophobie kämpft, wendet sich gegen definierbare Missstände; sein Kampf
kann Erfolge oder Misserfolge vorweisen. Der Kampf gegen den Mainstream
ist eine infantile Trotzreaktion dagegen, nicht automatisch seinen
Willen bekommen zu haben. Darin spiegelt sich die Anspruchshaltung, viel
zu erreichen, ohne viel zu tun. Du bist gescheitert, und die anderen
sind schuld.
Tatsächlich ist der Mainstream
Zeitgeist plus menschliche Natur. Als geborener Nicht-Außenseiter
gehörtst du automatisch dazu. Als Maskenverweigerer, als Putinversteher,
als Sexist, als Rassist, als Transphober bist du genauso Mainstream wie
Cancel Culture und Nuttenfeminismus, Väterfeindlichkeit und Sozialneid
der Linken. Es gibt basierend auf Angst den rechten, und auf Neid den
linken Flügel des Mainstreams. Die Mitte steht für Sicherheit und wird
von denen besetzt, die es gerade gut haben. Wenn sich das ändert,
wandern die Neidischen nach links und die Ängstlichen nach rechts.
Wer außerhalb des Mainstreams
aufwuchs, hat keinen Grund, diesem mit Hass oder Ressentiment zu
begegnen. Er begegnet dem Mainstream pragmatisch, nicht, um sich
anzupassen, sondern um sich auf der soziokulturellen Landkarte zu
orientieren. Der Mainstream greift ihn nicht an, stellt seine Werte
nicht in Frage, schließt ihn nicht aus. Doch wer z. B. als höchsten Wert
nach Jonathan Haidt Reinheit hat, wird in der Promiskuität der
ultradekadenten Gesellschaft nicht partizipieren; der "Spaß", der ihm
dadurch entgeht, ist keine Strafe, sondern die selbst gewählte
Konsequenz.
Es gibt nur eine Möglichkeit, den
Mainstream zu besiegen: Sei besser! Sei exzellent und nimm alle Hürden
in Kauf, die dies mit sich bringt. Strebe konsequent Erfolg an, und zwar
dort, wo du erfolgreich sein willst. Studiere nicht
BWL und Jura, wenn es dir nicht um die Bitches geht. Wenn es dir aber
doch um die Bitches geht, dann bitche, vervögelt nochmal, nicht rum,
dass du dich für den soziosexuellen Erfolg in einer ultradekadenten
Gesellschaft anpassen musst. Wenn du aber Erfolg in der Sache
anstrebst, die dir wirklich am Herzen liegt, wirst du den Mainstream
nicht einmal bemerken: die Mehrheit bestimmt nicht, welchen Weg du zu
gehen hast, außer, natürlich, du willst deinen eigenen Weg gehen, aber
nur, wenn alle auf deiner Seite sind. Das wäre aber, den Kuchen zu essen
und zu behalten.