Hier ist die Weltkarte der kulturellen Werte nach Ronald Inglehart.
Der Politologe nahm die Bedürfnispyramide Maslows zur Grundlage. Von links nach rechts geht es entsprechend von den Grundbedürfnissen zur Selbstverwirklichung. Was hat das mit Werten zu tun? Zunächst einmal werden traditionell-kollektivistische und säkular-individualistische Werte vertikal platziert. Über die horizontale Bedürfnisleiter gelegt, kann eine Wertematrix, warum nicht gleich nach Jonathan Haidt, gezeichnet werden.
Links (Grundbedürfnisse/Überleben): Sicherheit, Fürsorge
Rechts (Selbstverwirklichung): Freiheit
Unten (traditionell-kollektivistisch): Autorität, Heiligkeit
Oben (säkular-individualistisch): Loyalität
Das ergibt in den Quadranten:
Linksunten: Sicherheit, Fürsorge, Autorität, Heiligkeit
Linksoben: Sicherheit, Fürsorge, Loyalität
Rechtsunten: Autorität, Heiligkeit, Freiheit
Rechtoben: Freiheit, Loyalität
Nach welchen Ländern hört sich das an? Linksunten, mit traditionellen Überlebens-Werten, assoziiert der Kenner des Globus die islamische Welt. Linksoben zeichnen sich undeutlich die Konturen postsozialistischer Länder. Rechtsunten glänzt der Stern der ländlichen USA. Rechtsoben sind vermutlich die postmaterialistischen Länder Nordwesteuropas.
Nicht ganz? Der Fehler der kulturellen Weltkarte besteht darin, dass
die einzelnen Länder Punkte und keine Farbflecken sind. Nehmen wir die
USA: der Farbfleck würde sich zweiteilen in Demokraten-Wähler weiter
oben und Republikaner-Wähler weiter unten, wahrscheinlich bei einer
Entfernung zwischen Dichteschwerpunkten von etwa einem Punkt auf der
Skala. Das sogenannte Helldeutschland (Grünenwähler) wäre dort, wo die
skandinavischen Länder sind, das von der überdurchschnittlich mit den Grünen
sympathisierenden deutschen Staatspresse so bezeichnete
Dunkeldeutschland (AfD-Wähler) dort, wo der Punkt für die USA
eingetragen ist.
Welche Kulturen sind besser? Das ist keine sinnvolle Frage, denn alle Kulturen durchlaufen eine Transformation, insbesondere von links (Überleben) nach rechts (Selbstverwirklichung). Sind traditionelle oder säkulare Kulturen besser? Jedem das Seine. Stabil bei optimaler Lebensqualität scheint die Position vertikal in der Mitte und horizontal nicht zu weit rechts zu sein (die Anglowelt). Zu weit rechts-oben droht die Atomisierung durch Individualismus, zu weit unten wird es zu unfrei (autoritär). Zu weit rechts unten kann keine Kultur existieren, da Individualismus und Selbstverwirklichung sich gegenseitig bedingen.