Sonntag, 28. Oktober 2018

Naturverbrechen V: Biologische Schönheitsideal-Diktatur





Die Peinlichkeit ist endlich vorbei: die Frauenzeitschrift "Brigitte" verzichtet auf die Realität und kehrt zu den üblichen schlanken und nachbearbeiteten Models zurück. Die Menschenmacher und Umerzieher sind im Ostblock grandios gescheitert, und sie scheitern immer wieder, und sie werden scheitern. Der Mensch ist ein Wesen, das sich seiner Endlichkeit bewusst ist, und deshalb ist er auf Transzendenz, auf Überwindung der Endlichkeit aus. Pseudokonkreter (bzw. abstrakter): Menschen wollen nicht die Realität, sie wollen ihre Wünsche abgebildet sehen. Menschen lassen sich nicht auf ein von fragwürdigen Autoritäten bestimmtes Normalniveau trimmen, sondern streben immer in ein Extrem. Das Mittelmäßige ist nicht schöner als das Schöne, - und es lässt sich anhand historischer Erfahrungen mit Recht behaupten, dass es einfacher ist, Menschen millionenfach zu töten, als sie zur Leugnung dieser basalen Wahrheit umzuerziehen.


2012

Freitag, 26. Oktober 2018

Naturverbrechen IV: Zu große Begabung





Dass höhere geistige Tätigkeit erst mit einem hohen Leidensdruck beginnt, ist kein Geheimnis, und so ist es eher eine Nahme denn eine Gabe, die Denker entstehen lässt. Um ein guter Schriftsteller oder Dichter zu sein, muss jedoch eine weitere Nahme dazukommen: die intellektuelle Beschränktheit, und gemeint ist nicht die Imbezillität, sondern dass man intelligenter als Otto, aber nicht zu intelligent sein darf, um gut schreiben zu können, - sonst denkt man zu viel, zu tief, denkt ein Loch durchs Medium hindurch, welches das Werk verschlingt.

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Naturverbrechen III: Panspermie





Was ist die roheste, wildeste, unkultivierteste Gewalt? Nein, nicht die Zerstörungskraft einer Atombombe, sondern die Banalität des Bösen bei einer Vergewaltigung mit dem Ziel einer Befruchtung. Jede Frau sollte die Chance haben, aus eigener Klugheit und Lebenserfahrung einzusehen, dass es besser ist, auf Fortpflanzung zu verzichten. Mit der Verdummung durch Famile, Schule und Medien wird die hohe Zahl der Frauen, die frewillig Kinder austragen, sichergestellt. Egal, könnte man sagen, denn irgendwann ist der Fluch des organischen Lebens auf der Erde vorbei und es ist Ruhe.

Nein. Es gibt Perverse, die unsere irdischen Einzeller quer durchs Universum schicken wollen, um die Qual des organischen Lebens, des Fressenundgefressenwerdens zu verlängern. Die Ethik, so heißt es, verbiete, Leben auf bereits vom Schimmel befallenen Planeten auszusetzen, und so sucht man jungfräuliche Sternensysteme. Dieselbe Ethik verbietet wohl Vergewaltigern, Schwangere (mit dem Fluch der Lebensweitergabe bereits gesegnet) und Huren (vergebliche Hassesmüh) zu befruchten. In einer Jahrmilliarde könnte der Rat der vereingigten Galaxien um eine Mineralquote streiten: wenigstens jeden fünften erdänhnlichen Planten vom organischen Leben zu verschonen um die Allumwelt sauber zu halten.

Gibt es nicht genug eugenische Wohltaten zu vollbringen, als dass man das organische Leben in diesem perfektionsfernen Zustand weiter verbreiten müsste? Schafft erst eine Menschheit ohne Leberflecke und Fettleibigkeit, eliminiert Schleim und Kot aus den Körpern, programmiert die Gehirne auf plötzlichen Erwachsenentod, sobald der Körper altersbedingt 75% der ästhetischen Normalattraktivität (die von jetzt aus gesehen im Bereich der Perfektion liegen würde) unterschreitet, und dann, wenn das Leben ekelfrei geworden ist, könnt ihr mit knapper Mehrheit entscheiden, dieses den anorganischen Perlen des Alls zuzumuten.

Montag, 22. Oktober 2018

Naturverbrechen II: Unfälle





Auch wer das schreibt, ist ein Unfall, also keine Sorge, Unfälle, der Text ist zwar nicht auf eurer Seite, hat aber dieselbe Grippe. Den Asperger-Autisten hält der berüchtigte "man" oft für einen Soziopathen, weil beide mit "man" kein Mitgefühl zeigen. Der Unterschied ist aber: der Soziopath hat wirklich kein Mitgefühl mit dir, dem Autisten tust du voll leid, aber er kann es nicht ausdrücken, zumindest nicht so, dass "man" es versteht. "Man" selbst ist insofern ein Unfall, als dass er für alle sprechen will (alle sollen tun, was man tut usw.), aber eben nicht für alle spricht, weil viele anders sind. Nicole Kidman ist Einsachzig, müsste aber einen Kopf kleiner sein, so niedlich wie sie wirkt. Ein Außen-Außen-Unfall, noch lustiger und banaler als all diese Innen-Außen-Unfälle. Die Welt stimmt einfach nicht. Ein niedliches Gesicht suggeriert eine liebe Maus im Innern, doch es kann eine Amazone sein. Ein Panzerantlitz suggeriert eine unsensible Kröte, die ein dickes Fell hat, aber es kann sich dahinter auch eine bewundernswert ängstliche und entzückend fragile Maus verstecken. Es werden so kindliche Frauen schwanger, dass man die Natur für einen pädophilen Perversen halten könnte, und es sind so mädchengesichtige Männer Machos, dass die Natur das alles komplett in Frauenkörpern hätte unterbringen können. Müssen wir lernen, dass Schönheit nur ein Schlüsselreiz ist, und nichts dahinter steckt? Nein, vielmehr dass unsere Zwecke nicht die Zwecke des Zwecklosen sind: der Naturmechanismus funktioniert auf die eine Art, unsere menschliche Weltwahrnehumg auf die andere. Wir kennen nicht nur ein "es ist so", wir kennen auch ein "es soll so sein", doch leider verwechseln wir beides, und bauen damit kognitive Unfälle. Wäre die Welt nur vernünftig, wäre Nicole Kidman einen Kopf kleiner, und der Steinbrück nicht so nagetierputzig, sondern mehr schröderlike (möglicherweise ist es diese kognitive Dissonanz zwischen dem Charakter und dem Aussehen des Kanzlerkandidaten, die der SPD einige Millionen Stimmen kosten wird). Wäre die Welt überhaupt nicht vernünftig, wüssten wir gar nicht, wie eine vernünftige Welt hätte sein sollen, denn weder Form ohne Materie noch Materie ohne Form kann existieren. Noch mehr Unfälle? Eine hübsche Frau, Babyface, Körpergröße vernünftige 1,60 und drunter, und dann diese breiten Männerhände. Großer, breiter Typ, der sich für jeden Zentimeter über Muthöhe schämt, ein kräftiger Schwächling. Eine Stimme, die nicht zum Gesicht passt, so sehr nicht, dass man meint, jemand anderes würde sprechen. Ein Penis, der zum Körper des schönen Jünglings genausowenig passt, wie die Schwangerschacht zum Körper einen schönen Frau. Augen, die so weit auseinander sind, dass man eine intelligente Person für schwachsinnig hält; eine oben immer breiter werdende Nase auf einem bis dahin ganz hübschen Gesicht. Die Natur hat ihre Dinge eben nicht zum Angucken geschaffen, nichts ist um seiner selbst willen da, alles dient einem mechanischen Zweck. So wie es hässliche Stimmen gibt, gibt es hässliche Sprachen. Sind die nativen Sprecher deswegen weniger romantisch, weil ein romantisches Gedicht in deren Sprache klanglich ein Unfall wäre? Ein Mensch, der einem bis dahin nicht hässlich erschien, ja sogar recht hübsch, geht mit einem an einer Horde eine andere Sprache Sprechender vorbei, und äfft ihre Sprache kurz nach, und schon ist einem, als hätte sein Gesprächspartner eben aus dem Mund eine Kackwurst fallen lassen. Kognitive Dissonanzen können mitunter wie Blowjobs ein Gesicht entweihen, oder den ganzen Menschen. Manchmal wird man vom anderen enttäuscht, beleidigt oder angeekelt, ohne dass der andere etwas dafür kann.

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Naturverbrechen I: Thermodynamik




Wenn es Naturgesetze gibt, gibt es auch Naturverbrechen.



Das berühmteste Argument für die beste aller möglichen Welten handelt von der astrophysischen Ordnung, die das Leben auf der Erde ermöglicht, und von der kosmologischen Sternwarte her sieht es tatsächlich nach einer prästabilierten Harmonie, einer göttlichen Ordnung aus, aber steigt man in die biologischen Abgründe ab, kehrt sich der Optimismus gegen sich selbst: alles ist gerade mal go gut, dass es noch funktioniert, und bei der geringsten Abweichung funktioniert es nicht mehr. Alles greift auf eine mehr teuflische als göttliche Art ineinander: fressen und gefressen werden; des einen Freud, des anderen Leid; nicht einfach der Fitteste, sondern der, der fitter ist, als ein anderer, überlebt; Schopenhauers Mädchen-Knalleffekt (in der bekannten Abhandlung über die Weiber). Kapital und Sonnenlicht scheinen der Thermodynamik zuwider zu handeln - es entsteht mehr Wohlstand und es sind komplexe Lebensformen möglich, aber beide beuten nur aus, was schon da ist, und nur einmal verheizt werden kann.