Montag, 12. März 2018

BDSM Ticker (4): Das schöne Subjekt





Wer Schönheit perzipiert, und in ihr das Ästhetischgute erkennt, zeigt sich als ein moralisch gesundes (noch nicht moralisch gutes, aber potentiell moralisches), vollwertiges Subjekt. Die Anlage zur Tierheit im Menschen verleitiet ihn nun zum sexuell-konsumtiven Verzehr der Schönheit am anderen Menschen. Da nur Frauen überhaupt schön sein können, kann ein ästhetisches Subjekt nur Frauen begehren; wer Männer "begehrt", ist ein ästhetisches Objekt, und begehrt eigentlich nicht sein Objekt, sondern das Begehrtwerden durch ein Subjekt. Da es nun um sexuelle Begierde geht, ist der Begehrtwerdenwollende ein Sexualobjekt, während der Objekte begehren Könnende ein Sexualsubjekt ist.

Ein heterosexueller Mann ist zwar ein Subjekt, aber ein natürliches, seiner Subjektivität in der Regel nicht bewusstes. Eine lesbische Frau, die sich selbst als schön erkennen kann, und nicht das Begertwerden, sondern die Schönheit begehrt, ist ein selbstbewusstes, geistiges, nicht bloß natürliches Subjekt. In einem Staate, der Ästhetik zur Staatsreligion hätte, stünden schöne lesbische Frauen an der Spitze, den Lehrstand würden gewöhnliche Lesben ausmachen, und den Wehrstand besonders wählerische heterosexuelle Männer.

Samstag, 3. März 2018

BDSM Ticker (3): Destruenten





Es gibt diese naiven Optimisten mit ihrem unerschütterlichen Urvertrauen. Sie sind die unbewussten Produzenten. Die bewussten Produzenten sind alle Menschen, die unabhängig von der Intuition (der Nichtigkeit aller Produkte und der Ungerechtigkeit im Konsum) oder ihr entgegen die psychische Substanz der Welt aufbauen, sich aufopfern.

Es gibt Menschen, die psychisch auf Kosten anderer leben: unbewusst (weil erwünscht - das sind in der Regel Kinder), oder bewusst (andere unterdrückend: Tyrannen, Machtmenschen usw). Das sind die Konsumenten der psychischen Substanz.

Die Problembären sind nun die Destruenten, weil sie Lebendes als Totes konsumieren. Um etwas genießen zu können, müssen sie es zuerst töten. So genießen sie z. B. beim Geschlechtsakt ausschließlich den Körper, und nicht die ganze Person des Konsumierten. So wandeln die Destruenten pausenlos Lebendes in Totes um, um es als Totes - meist später, irgendwann, - zu konsumieren. Sie haben ein gestörtes Verhältnis zum Leben und zum Lebendigen.

Wenn nun ein Konsument einen Produzenten sagen wir mal auf die BDSM-Art konsumiert, nimmt er ihn als ganze Person, weshalb der Schmerz und der Kontrollverlust des Produzenten durch ein Hochgefühl des Begehrtseins und der Selbstauflösung in einen realen Willen ausgeglichen wird. Konsumiert hier ein Destruent, so handelt es sich um bloßen Sadismus gegen eine Sache; der Destruent verhält sich zum Produzenten wie zu einem Toten, und daher seinerseits wie ein Totes.

Da es ohne Feigheit keine Angst vor dem Leben gäbe, und das hier aufgeworfene Problem gar nicht existieren könnte, muss also auch von der überdimensionalen Feigheit ausgegangen werden, wenn Prognosen über Handlungsweisen der drei genannten Typen abzugeben sind. Der Produzent produziert für alle, seinem Produkt droht zwar die unautorisierte Konsumtion, aber der Produzent selbst wird von seiner Mitwelt im Produzieren bestärkt, da er für sie produziert. Beim Konsumenten sieht es anders aus - da gehört auch ein gewisser Status dazu, um autorisiert konsumieren zu können. Nur wenige potentielle Konsumenten konsumieren also genug zu ihrer Zufriedenheit. Der Destruent kann nur unautorisiert konsumieren, da seine Konsumtionsweise nekrophil ist, also im Verhältnis zum Lebendigen mörderisch. Ein Bruchteil der Destruenten zerstört etwas anderes, als sich selbst. Die große Seuche heißt also Selbstdestruententum, oder, alltagssprachlicher, Selbstzerstörung.

Der Nihilismus kann die Angst vor der eigenen kriminellen Courage nicht nehmen, denn er garantiert für nichts. Im Nihilismus findet sich keinerlei Ermutigung für den Destruenten. Die Erkenntnis der Nichtigkeit aller möglichen psychischen Produkte kann hingegen für mögliche Konsumenten hilfreich sein, die mit zu viel Ehrfurcht an die Sache heran gehen, und sich nicht trauen, sich zu nehmen, was wenn nicht ihnen, dann eben einem Anderen gegeben wird.